Ein vergessener Held? Der Koblenzer Hans Kirschstein und die rheinischen Fliegerasse des Ersten Weltkriegs

Vor 100 Jahren endete im Herbst 1918 der Erste Weltkrieg. Der Verein für Geschichte und Kunst des Mittelrheins widmet diesem Ereignis die Vortragsreihe „Krieg in der Luft: Der Siegeszug einer neuen Waffengattung am Ende des Ersten Weltkriegs“, in deren Mittelpunkt das Aufkommen und die Etablierung einer neuen Waffengattung in der Kriegsführung steht, deren tödliche Folgen bis heute das Kriegsgeschehen in aller Welt bestimmen: die Luftwaffe.

War die Technik vor 1914 lediglich als Unterstützung einer hohen Kopfzahl von Soldaten gedacht, änderte sich das im Verlauf des Krieges grundlegend. Es reichte nicht mehr aus, eine kritische Masse an technischen Hilfsmitteln an die Front zu bringen, sondern ihr Einsatz musste bei der operativen Planung Gewicht erhalten. Beispielhaft dafür steht die Entwicklung der Luftwaffen der kriegführenden Mächte. Im Gegensatz zur weitaus bedeutenderen Entwicklung des strategischen Bombenkrieges, die im Ersten Weltkrieg ihren Anfang nahm, bietet sich bei der Betrachtung der Jagdwaffe die individuelle Perspektive an. Anhand der Schicksale einzelner Jagdflieger wird der Hintergrund der Kriegsereignisse schlaglichtartig angestrahlt. Junge Männer begannen mit Geräten aus Holz und Leinwand die Dritte Dimension zu erproben. Das Fliegen selbst war gefährlich und bereits ohne Luftkämpfe, die sich erst langsam und eher zufällig im Verlauf des Krieges entspannten, oftmals eine Auseinandersetzung auf Leben und Tod.

Die Männer, welche diese Gefahren auf sich nahmen, wurden sehr schnell zu populären Sympathieträgern in der Heimat. Namen wie Richthofen, Immelmann oder Boelcke kannte in Deutschland, und darüber hinaus, jedes Kind. Der Fortgang des Krieges zeigte eine immer konsequentere Planung für eine Waffengattung, die vorher kaum von Bedeutung war. Industrie und Gesellschaft wurden mobilisiert. Die Jagdflieger spielten eine besondere Rolle. An ihnen ließ sich der ansonsten anonyme Kampf individualisieren. Sie standen für das in den Materialschlachten verschwundene Prinzip des Zweikampfes. Dieser wurde nicht immer ritterlich und fair ausgetragen, aber dennoch mit gleichen Waffen und gleichen Chancen. Das machte die Luftkämpfe für jeden nachvollziehbar. Der Luftkrieg war die vertikale Illusion des Bewegungskrieges und gab dem Krieg überhaupt ein Gesicht. Erfolgreiche Jagdflieger wurden zu Ikonen der Propaganda und wie Helden verehrt, wie etwa der Koblenzer Pour-le-Mérite-Träger Hans Kirschstein. Darum lohnt ein Blick auf das Schicksal und die Eigenarten der jungen Männer, die sich in der Kampfzone am Himmel bewegten. Vor dem Hintergrund der allgemeinen technischen und sozialen Entwicklung versucht dieser Vortrag, den Spuren der Faszinationsgeschichte zu folgen, in welcher die Jagdflieger zu bedeutenden Persönlichkeiten innerhalb des ansonsten anonymen Massensterbens wurden.

Dienstag, 6. März 2018
18.00-19:30 Uhr (Eintritt frei)
Landeshauptarchiv Koblenz (Karmeliterstraße 1-3, 56068 Koblenz)
Referent: Herr Dr. Markus Kirschbaum, Koblenz

Der Vorträge finden im Landeshauptarchiv Koblenz statt. Der Eintritt ist frei. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Weitere Informationen zu den öffentlichen Veranstaltungen des VGKM an jedem ersten Dienstag im Monat finden Sie unter www.landeshauptarchiv.de und www.vgkm.de [Diese Links zum Verein sind erloschen, Anm. d. Red. 12.12.2022].

Die Vortragsreihe wird am 3. April 2018 mit dem Vortrag „Tod aus der Luft“ – Koblenz im Bombenkrieg des Ersten Weltkriegs von Frau Dr. Beate Dorfey fortgesetzt.

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VEREIN FÜR GESCHICHTE UND KUNST DES MITTELRHEINS

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