„Winzerfeste für die Volksgemeinschaft“ Die Etablierung eines vorgeblich traditionellen Brauchtums im Dritten Reich

Wohl nirgends scheint das überkommene Brauchtum um den heimischen Rebensaft lebendiger als in den lokalen Weinfesten, wie sie in praktisch jedem Winzerort alljährlich an einem bestimmten Wochenende gefeiert werden. Dabei handelt es sich bei näherem Hinsehen indes keineswegs um eine uralte Tradition, wie den Besuchern gerne suggeriert wird.

„Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind sämtliche vorgeblich traditionellen Weinfeste an Mittelrhein und Mosel in den Jahren des Dritten Reiches etabliert worden“, sagt der Historiker Christof Krieger aus Traben-Trarbach: „Ihre Entstehung ist zudem meist unlösbar mit der vom NS-Regime initiierten nationalsozialistischen Reiseorganisation ‚Kraft durch Freude‘ verbunden!“ Und ungeachtet ihres bereits damals primär pekuniären Zwecks blieben solche Feste im Hitlerstaat keineswegs frei von politischen Implikationen bis hin zur völligen Vereinnahmung durch die braunen Machthaber. Der Leiter des Mittelmosel-Museums, der sich in seiner Doktorarbeit an der Universität Trier mit der nationalsozialistischen Weinpropaganda beschäftigte, gibt anhand zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in ein bislang weitgehend unerforschtes Kapitel aus der regionalen Alltagsgeschichte des Dritten Reiches. Hierbei wirft er insbesondere auch einen Blick auf die Untermoselgemeinde Winningen, in der man sich noch heute damit rühmt, vorgeblich das älteste Weinfest Deutschlands zu feiern…

Dienstag, 8. Mai 2018
18.00-19:30 Uhr (Eintritt frei)
Landeshauptarchiv Koblenz (Karmeliterstraße 1-3, 56068 Koblenz)
Referent: Herr Dr. Christof Krieger, Traben-Trarbach

Der Vortrag findet im Landeshauptarchiv Koblenz statt. Der Eintritt ist frei. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Weitere Informationen zu den öffentlichen Veranstaltungen des VGKM an jedem ersten Dienstag im Monat finden Sie unter www.landeshauptarchiv.de und www.vgkm.de [Diese Links zum Verein sind erloschen, Anm. d. Red. 12.12.2022].

 

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