Workshop Munitionsanstalten Darmstadt-Eberstadt, 25.-27. April 2025 - Call for papers

Man zählt rund 370 Munitionsanstalten, die während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich und in den deutsch besetzten Ländern Europas in Betrieb waren – meist Heeres- und zahlreiche Luftmunitionsanstalten, aber auch Marine-Arsenale. Nur die wenigsten sind erforscht, doch gelegentlich gibt es Interessierte, die sich vor Ort um Munitionsanstalten – kurz Munas genannt – kümmern. Ihre Standorte kommen u. a. dann in die Schlagzeilen, wenn es in diesen Sommern so häufig zu Waldbränden in munitionsverseuchten Gebieten kommt. Nach dem Krieg wurden viele Munas weiterhin militärisch genutzt (und sind deswegen zum Teil immer noch nicht zugänglich), aber oft auch zu zivilen Wohn- und Gewerbegebieten umfunktioniert. Ihre Geschichte geriet häufig in den Hintergrund.

Standorte von Munas liegen in der Regel im ländlichen Raum. Doch wenn auch dort spätestens seit der Jahrtausendwende eine kritische Aufarbeitung der NS-Geschichte stattfindet, blieben die Munas allzu oft außen vor. Zudem richtete sich das populäre Interesse an Militärgeschichte über Jahrzehnte hinweg nicht auf solche Einrichtungen der Logistik, befördert durch die in großen Auflagen erscheinende Memoiren- und Technikliteratur zur Wehrmacht. Forschungslücken sind aber auch der oft unklaren Zuständigkeit von ziviler und militärischer Verwaltung der Quellen geschuldet. Umso lebendiger blühen Gerüchte über „geheimnisvolle unterirdische Anlagen“.

Und so ist der Wissensstand an den jeweiligen Standorten sehr unterschiedlich: Was ist über die einzelnen Muna-Gebäude bekannt? Was geschah dort tatsächlich? Was wurde darüber gemunkelt? Und was geschah nach dem Krieg mit dem Standort? Vieles lässt sich erst im Vergleich zu anderen Munitionsanstalten klären. 

Um einen Austausch der Interessierten und Forschenden untereinander anzuregen, veranstaltet die Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung vom 25. bis 27. April 2025 in Darmstadt-Eberstadt einen Muna-Workshop. Wir laden alle, die sich praktisch oder forschend mit Munitionsanstalten beschäftigen, dazu ein, sich mit einem Beitrag zu beteiligen. Auf der praktischen Seite zum Beispiel Feuerwerker, Kampfmittelräumdienst, Förstereien, aber auch die Erinnerungspolitik. Und Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen (etwa Lokal-, Militär- und Wirtschaftsgeschichte, Medizin oder Volkskunde, Architektur und Städteplanung, Archivwissenschaft). Mögliche Themen können sein: 

  • Verschiedene Muna-Typen, wie Heeres-, Luft-, Haupt- und Nebenmunitionsanstalten, Marine-Arsenale sowie unterirdische Munas in Bergwerken,
  • Darstellungen einzelner Munas und ihrer Besonderheiten,
  • Munitions- bzw. Sprengstofffabriken, Beziehungen zwischen Rüstungsindustrie und Munitionsanstalten,
  • Baugeschichte: die Gebäude in Munitionsanstalten, ihre Architektur und ihre Funktion,
  • Personal und Arbeitskräfte: Militärisches Führungspersonal, Feuerwerker, zivile Dienstverpflichtete aus der Region, Zwangsarbeiter/innen, KZ-Häftlinge, Justizgefangene, Reichsarbeitsdienst,
  • Vergiftungen und Unfälle (Explosionen und „Kanarienvögel“),
  • Munitionsanstalten im Krieg, Einsatz der Munition, Luftangriffe, Kriegsende und Dokumente der Alliierten,
  • Öffentlichkeit (auch Propaganda) und Geheimhaltung,
  • Hinterlassenschaften: Kampfmittel, Untersuchungen zu Altlasten, Nachnutzung und dadurch verursachte Umweltschäden,
  • Neubauten für Bombengeschädigte oder Vertriebenenstädte,
  • Unterschiede bei der Nachnutzung in BRD und DDR sowie anderen Staaten,
  • Mündliche Überlieferung: Legendenbildung, Schweigen über die Munas,
  • Erinnerung: Muna-Museum, lost places, Denkmäler und Geschichtspfade, Schulprojekte,
  • Archivsituation.
  • Im Zentrum stehen Munitionsanstalten im „Dritten Reich“, doch auch Blicke zeitlich und geographisch über den Tellerrand hinaus sind erwünscht.

Der Workshop soll die Möglichkeit bieten, sich über Neuigkeiten, Herausforderungen oder Probleme auszutauschen. Er dient auch der gegenseitigen Information über laufende Forschungen und Aktivitäten. Die Beiträge sollen daher den Charakter von Arbeits- und Werkstattberichten haben und 30 Minuten nicht überschreiten. Neben einem symbolischen Honorar für die Referenten wird die Dotter-Stiftung auch deren Reise- und Übernachtungskosten tragen. 

Ihre Vorschläge sollten das Thema in bis zu 1.000 Zeichen umreißen und außerdem einen Dreizeiler zu Ihrer Person enthalten. Bitte an die Adressen bremberger@gmx.de und carsten.Eigner@t-online.de einreichen, und zwar bis zum 30. November 2024.

Bernhard Bremberger, Reuterstraße 78, 12053 Berlin
Carsten Eigner, Muna-Museum Grebenhain, An der Alten Schule 7, 36355 Grebenhain

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