Abstracts zur dritten Sektion der Tagung in Bonn am 13.09.2016.
Christoph Kaltscheuer M.A.:
Flugblätter und Druckschriften während des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits
Mit dem Erlöschen der männlichen Linie des Hauses Jülich-Kleve entbrannte im März 1609 der Jülich-klevische Erbfolgestreit. Dieser Konflikt mit seinen reichs- und europaweiten Auswirkungen ist ereignis- und politikgeschichtlich sehr gut erforscht und dokumentiert. Nur gelegentlich erwähnt und nicht systematisch erforscht wurde hingegen die zeitgenössische (druck-)mediale Begleitung des Erbfolgestreits. Obwohl das Vorhandensein umfangreichen Quellenmaterials bereits lange bekannt ist, blieb eine Untersuchung in dieser Richtung bislang aus.
Die Herrschaft über eines der bedeutendsten Territorien des Reiches beanspruchten neben dem Kaiser als Lehensherr ein halbes Dutzend weiterer Fürsten. In schneller Folge bemühten sie sich anhand von Gesandten, durch persönliches Erscheinen und zahlreiche Publikationen um die Wahrung und Durchsetzung ihrer Ansprüche. Scharfe politische und konfessionelle Gegensätze erschwerten eine Lösung und gipfelten zunächst 1610 im Kampf um die Festung Jülich. Erst 1614 erfolgte mit dem Vertrag von Xanten eine vorläufige Beilegung. Er bildet den Schlusspunkt des Betrachtungszeitraums.
Insbesondere für die „heiße Phase“ der Jahre 1609 und 1610 lässt sich ein umfangreiches publizistisches Echo nachweisen. Mit Blick auf die beiden Hauptanwärter Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg gehe ich in meiner Arbeit der Frage nach, wie (deutschsprachige) Druckmedien im konkreten Fall als Mittel zur Durchsetzung von Herrschaftsinteressen eingesetzt wurden. Dabei stütze ich mich insbesondere auf Bestände des Landesarchivs NRW, Abteilung Rheinland, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München, des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz Berlin sowie zahlreicher nationaler Bibliotheken.
Der Vortrag umreist das wesentliche Quellenmaterial, greift die Frage nach der Öffentlichkeit der publizistischen Auseinandersetzungen auf und gibt Einblick in den aktuellen Arbeitsprozess.
Keywan K. Münster M.A.:
Völkische Presse und Printmedien im Rheinland 1933-1945
Auch wenn er zweifelsohne als dessen lauteste und wirkmächtigste Stimme bezeichnet werden kann, darf das fragmentierte, teils wirre Konzert der aus der Weimarer Zeit stammenden, sektiererischen, völkischen Bewegungen im „Dritten Reich“ nicht alleine auf Alfred Rosenberg reduziert werden. Die Geschichte der Völkischen Bewegung – soweit man überhaupt von einer Bewegung sprechen kann – ist in weiten Teilen noch immer ein Desiderat der Forschung. In dem Maße, in dem die Völkischen von der nationalsozialistischen Propaganda seit 1933 aus der Öffentlichkeit verdrängt und marginalisiert wurden, gerieten sie später auch aus dem wissenschaftlichen Blick. Ausgangspunkt des Vortrages bildet ein Querschnitt durch die fragmentierte völkische Presselandschaft im Rheinland, wobei der Schwerpunkt auf den Veröffentlichungen der aus München stammenden, ganz besonders gegen „Rom-Judas“ agitierenden, „Ludendorff-Bewegung“ liegen wird. Da diese insbesondere in den rheinischen Metropolen großes Aufsehen erregte, sollen auch die Reaktionen der katholischen Kirche in den Vortrag einfließen. Eng damit verbunden ist die Frage, welche Wirkmacht die völkische Presse entfalten konnte und welche staatlichen Interessen mit ihr verknüpft waren.
Charlotte Jahnz M.A.:
„Im Kriege zog man uns Frauen die langen Hosen an, kein Beruf, in dem wir nicht unseren ‚Mann‘ standen.“ Geschlechterrollen in deutschen Frauenzeitschriften 1941 bis 1955
Frauen in Hosen, das war in der bundesrepublikanischen Frauenzeitschrift “Constanze” 1948 ebenso Zeichen für eine Ausnahmesituation wie für einen Geschlechterrollenwechsel. Dieser war zwar durch den Krieg bedingt und damit im Jahr der Publikation eigentlich beendet, dass die von John Jahr und Axel Cäsar Springer im Constanze-Verlag herausgegebene Zeitschrift darüber berichtete, erzählt aber von den Ambivalenzen und den Verschiebungen von Frauenbildern nach dem Zweiten Weltkrieg.
Diese sind in Frauenzeitschriften besonders gut zu erkennen, da sie seit dem späten 18. Jahrhundert als etablierte Publikationsform ein Spezifikum bilden. Sie grenzen ihr Lesepublikum ein und sind auch aus ökonomischen Erwägungen in besonderem Maße gezwungen, ihre Inhalte an die Lebenswelt ihrer Zielgruppe anzupassen. Im Untersuchungszeitraum bilden sie zudem durch den Austausch mit ihrer weiblichen Leserschaft auch deren Selbstverständnis ab und geben Rückschluss auf die Rezeption der Artikel.
Der Vortrag untersucht, wie sich in der “NS Frauen-Warte”, der “Frau von Heute” und der “Constanze” Wandel und Kontinuität von Geschlechterbildern abbilden. Das zeigt er an zwei Themen: Erstens an der kontinuierlichen Verschränkung der Felder weibliche Erwerbsarbeit heterosexuelle Beziehungen, die in den jeweiligen Medien erstaunlicherweise nur marginale Unterschiede aufweist. Zweitens ist auffällig, dass Stereotype aus der NS-Zeit auch in den Zeitschriften der beiden deutschen Nachkriegsstaaten zum Teil weiterhin Bestand hatten, in der ostdeutschen Zeitschrift “Frau von Heute” wurden diese zu Propagandazwecken gegen “den Westen” genutzt.
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