Die Tradition angewandter Wissenschaft in Köln 

Logo der Fachhochschule Köln 1971 (Bild: TH Köln/HATHK)

Das Nachdenken über die Frage, seit wann es in Köln eine in besonderer Weise praxisnahe und anwendungsbezogene wissenschaftliche Qualifizierung gegeben haben könnte, begann in der Fachhochschule Köln 1985/86. Damals trat die Hochschule in eine nicht nur räumlich neue Entwicklungsphase ein.

Außenansicht Claudiusstraße 1 (Bild: TH Köln/HATHK Fotodokumentation FHK_Cl.1_01)

Der Etablierung der bislang verstreuten geistes- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiche in die Kölner Südstadt und der Einzug von Rektorat und Verwaltung ins Gebäude Claudiusstraße 1 schufen eine Campusatmosphäre und stärkten das Gefühl integraler Teil einer großen Hochschule zu sein. Zu diesem neuen Hochschulbewusstsein trug auch das Wissen bei, dass der neubezogene Gebäudekomplex in der Claudiusstraße einst für eine renommierte Hochschule errichtet worden war: von 1907 bis 1919 hatte die Städtische Handelshochschule Köln hier ihren Sitz. Doch erst jetzt führte die nähere Beschäftigung mit der Geschichte des Gebäudes und dieser Hochschule zu der überraschenden Erkenntnis, dass die Fachhochschule Köln nicht nur räumlich, sondern auch konzeptionell der Handelshochschule nahe war. Das galt fachlich für die Betriebswirtschaftslehre, die in der Kölner Handelshochschule von Eugen Schmalenbach als Handlungswissenschaft begründet worden war, weshalb später der Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule sich in Schmalenbach-Institut umbenannte. Das galt mutatis mutandis aber auch für das Selbstverständnis und den Bildungsauftrag der Handelshochschule, wie ihn vor allem der Kölner Unternehmer und große Förderer Gustav von Mevissen formuliert hatte.

Als 1879 von Mevissens Denkschrift betreffend die Errichtung einer Handelsakademie in Köln erschien, war in Köln die erste industrielle Gründerzeit zuende gegangen, und die Reichsgründung und französische Reparationszahlungen hatten die Entwicklung einer weiteren Gründerepoche forciert.[1] „Die beschleunigte Kapitalakkumulation machte aus zahlreichen rheinischen Großkaufleuten, Verlegern und Werksbesitzern moderne Unternehmer,“[2] die jedoch bei sich selbst und mehr noch bei ihrem Nachwuchs in Sorge um die Bewältigung der steigenden Anforderungen an eine sachgerechte Betriebsführung waren. Dieser neuen Herausforderung sollte nach Ansicht von Mevissens ein neuer Hochschultyp begegnen,[3] da „die einseitige, fast ausschließlich auf die Entwicklung des Erkennens, ohne Rücksicht auf die praktische Anwendung der erlangten Erkenntnis zielende Richtung unserer Universitätsstudien“[4] angesichts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung einer Alternative bedürfe. Die Aufgabe stelle sich

eine Bildungsanstalt zu schaffen, welche, die Bedingungen späterer erfolgreicher Thätigkeit auf dem Gebiete des Erwerbslebens in sich aufnehmend und dieselben kultivierend, neben einer gründlichen Fachbildung zugleich die allgemeine menschliche Bildung nach wissenschaftlicher Methode fördert […]. Die zu gründende Lehranstalt muss also geistig und in der Methode des Unterrichts auf gleicher Höhe mit der Universität stehen, im Lehrstoff vorwiegend die weite Sphäre des Erwerbslebens zum Vorwurf nehmen und bei der Lehre zugleich die eigentümlichen Bedingungen der Erwerbsthätigkeit betonen. [5]

Im zweiten Satz des Zitats klingt das Mantra der späteren Fachhochschulen an: „Andersartig, aber gleichwertig“[6], aber Mevissen verstand dies als eine an den neuen Hochschultyp zu richtende Herausforderung, nicht als Deklaration eines vermeintlichen Geburtsrechts. Genauso sah dies auch die Fachhochschule Köln von Beginn an: die Erlangung von Gleichwertigkeit sah sie als strategisches Ziel, das nur durch Weiterentwicklung erreicht werden kann.[7] Auch im ersten Satz des Zitats kommt eine Forderung zum Ausdruck, die sich in ähnlicher Weise auch im Selbstverständnis der Fachhochschule Köln findet: Zum Status als Hochschule gehört unweigerlich, dass neben einer auf Erwerbstätigkeit ausgerichteten Ausbildung der Bildung durch Wissenschaft, insbesondere der Persönlichkeitsbildung, Raum gegeben und Unterstützung gewährt wird. Mit der besonderen Betonung dieses Grundsatzes unterschied sich die Fachhochschule Köln von Anfang an von anderen Fachhochschulkonzepten, vor allem im süddeutschen Raum. Sie hat diesen Ansatz bis heute durchgehalten, auch wenn sie sich dem Verdacht einer Annäherung an den Universitätsstatus ausgesetzt sah, mit dem ja ein an Wilhelm von Humboldt orientiertes traditionelles Bildungsverständnis assoziiert wird.[8] Heute wird die Mahnung, nicht auf Persönlichkeitsbildung zu verzichten, gerade aus der Wirtschaft an die Fachhochschulen herangetragen.

Postkarte mit Außen- und Innenansichten der Handelhochschule Köln, o.J. (Joachim Metzner)

Außenansicht der Kölner Handelshochschule, Perspektive vom Rheinufer, o.J. (Joachim Metzner)

Vor diesem konzeptionellen Hintergrund lohnt ein konkreter Blick auf die Gestaltung des Gebäudekomplexes der Handelshochschule in der Claudiusstraße. Gustav von Mevissen hat die Errichtung des Gebäudes nicht mehr erlebt, aber der Architekt, Ernst Vetterlein, hat den Anspruch oder das Ziel der Gleichwertigkeit mit Universitäten sehr genau vor Augen gehabt. Dafür sprechen der schlossartige Charakter des Gebäudes und seine besonders anspruchsvolle Innenausstattung, durch welche die Handelshochschule wenigstens dem Gebäude nach z. B. der im Schloss angesiedelten Universität Bonn vergleichbar wurde.[9]

Das Selbstverständnis der Handelshochschule eine bedarfsgerechte, der Praxisnähe verpflichtete Alternative zur Universität zu sein, wurde durch die starke Nachfrage und ihren guten Ruf bestätigt. Und doch hatte sie nicht sehr lange Bestand, sondern ging bekanntlich 1919 in der neugegründeten Universität zu Köln auf. Ein wichtiger Grund hierfür war letztlich das der Handelshochschule fehlende Promotionsrecht.[10] Als man in der Fachhochschule Köln begann sich mit der Geschichte der Handelshochschule und der Parallelität der Konzepte zu beschäftigen, kam die Frage auf: Würde ein Promotionsrecht für Fachhochschulen ebenfalls deren Umwandlung oder deren Aufgehen in einer Universität voraussetzen oder nach sich ziehen?[11] Die Frage war durchaus berechtigt, denn nachdem das Hochschulrahmengesetz 1985 Forschung als Aufgabe für Fachhochschulen festgeschrieben hatte, war eine bis heute anhaltende Debatte um das Promotionsrecht für Fachhochschulen entbrannt. In Köln sah man sich durchaus in der Tradition der Handelshochschule stehend, aber eine solche Entwicklung fand man nicht wünschenswert. Deshalb setzte sich die Fachhochschule Köln besonders stark für die Intensivierung der Forschung ein, um den Anspruch auf ein eigenes Promotionsrecht zu legitimieren.

Die Lehrinhalte der Handelshochschule waren sorgfältig auf die Unternehmensstruktur und die entsprechenden Qualifizierungsbedarfe des Kölner und des rheinischen Raums abgestimmt. Ähnliches gilt auch für Schwerpunktbildungen. In der Fachhochschule Köln war das Erstaunen groß, als man mehrere inhaltliche Parallelen zur eigenen Situation entdeckte. Das galt z. B. für den Schwerpunkt Versicherungsbetriebslehre und Genossenschaftslehre der Handelshochschule, der auf das Drängen der erstarkten rheinischen Versicherungsunternehmen[12] zurückging und der in direkter Linie zum späteren Institut für Versicherungswissenschaft der Universität zu Köln und zum Institut für Versicherungswirtschaft der Fachhochschule Köln führte, die beide ebenfalls immer schon auf Köln als Versicherungsstadt hin orientiert waren. Ein anderes Beispiel bot die seit 1912 der Handelshochschule angegliederte Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung, in Deutschland die erste und lange Zeit einzige akademische Ausbildungseinrichtung für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Sie war notwendig geworden, da die durch Verarmungstendenzen und später durch Kriegsauswirkungen stark angewachsene Wohlfahrtspflege gerade in einer Großstadt wie Köln einen Bedarf an qualifizierten Führungskräften erforderlich machte.[13] Der wissenschaftsorientierte Ansatz wurde erst mit der Gründung der sozialen Fachbereiche der Fachhochschule Köln wieder aufgegriffen.[14] Die deutschlandweit einmalige Größe der wirtschafts- und der sozialwissenschaftlichen Fakultäten der Fachhochschule Köln entspricht einem dauerhaften kölnspezifischen Interesse und einem Nachfragedruck, der bereits die Handelshochschule geprägt hat.

Die Beispiele zeigen deutlich, wie ähnlich sich die Handelshochschule und die Fachhochschule Köln in einigen Grundzügen waren – und auch noch sind. Das gilt besonders für das Praxisorientierung und Persönlichkeitsbildung verbindende Bildungsverständnis und für den ausgeprägten Bezug der Fächerspektren und der Lehrangebote auf die Bedarfs- und Interessenlage vor Ort und im weiteren Umkreis. Dies macht die Handelshochschule nicht zu einer Vorgängereinrichtung der Fachhochschule, aber diese erkannte sich durchaus in einer Tradition stehend, die in Köln mit der Handelshochschule begonnen hat. Natürlich hat sich der Bedarf an praxisorientiert qualifizierten Fachleuten nach einhundert Jahren inhaltlich massiv verändert und der heutigen Technischen Hochschule ein durchaus anderes Gesicht gegeben. Dennoch gibt es Konstanten, die mitunter allerdings nicht leicht zu erkennen sind. Vielleicht ist das starke Interesse an einer sehr praxisnahen Internationalität beider Hochschulen ein hierfür typisches – aber durchaus auch problematisches – Beispiel.

Die internationale Ausrichtung der Handelshochschule entsprach der massiven Zunahme internationaler Verflechtungen Kölner Unternehmen[15] nach 1871 und war stark geprägt vom Aufschwung des Handels in und mit den deutschen Kolonien während des Kaiserreichs, der von einer nationalen Begeisterung getragen wurde, die im Rheinland und bei den dortigen Unternehmen besonders ausgeprägt war.[16] Deshalb wurden die Studierenden auch auf Aufgaben im Kolonialhandel mit Bodenschätzen und Produkten vorbereitet, konnten an Exkursionen in die Kolonien teilnehmen und erhielten exemplarischen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse in den deutschen Kolonien in einer Art Dauerausstellung innerhalb des Gebäudes Claudiusstraße.[17] Umgekehrt zeichnete sich die Handelshochschule Köln von Anfang an durch einen bemerkenswert hohen Anteil an internationalen Studierenden aus.[18] Zwar ist jedweder Kolonialbezug schon längst kein Thema mehr, aber konstant geblieben ist die ausgeprägte Orientierung von zahlreichen Unternehmen der Region an internationalen Märkten, Auslandsbeziehungen und hoher Exportleistung, die bereits zur Gründungszeit der Fachhochschule Köln und bis heute von einem starken Drängen auf eine möglichst hohe berufsbezogene internationale Kompetenz der Absolventinnen und Absolventen begleitet war und ist.[19] Geblieben ist auch das starke Interesse ausländischer Studierender an der Fachhochschule Köln, das ebenfalls von Anfang an bestand, was umso bemerkenswerter war, als Fachhochschulen zunächst ein international unbekannter Hochschultyp waren. Dass nach 1971 vor allem junge Menschen aus Entwicklungsländern an die Fachhochschule Köln kamen,[20] fordert zu einem kontrastierenden Vergleich mit der kolonialen Orientierung der Handelshochschule auf. Die Fokussierung auf Schwellen- und Entwicklungsländer der Fachhochschule hatte mit dem starken Interesse vieler Kölner Professorinnen und Professoren an ‚Entwicklungshilfe‘ zu tun, das sich auch in Mitarbeit bei Projekten vor Ort und Gastlehre an Hochschulen in Ländern der ‚Dritten Welt‘ niederschlug.[21] In den frühen Jahren war dies fast ein Alleinstellungsmerkmal der Fachhochschule Köln.

Mit der Etablierung der Handelshochschule und mit der Entwicklung einer wissenschaftsbasierten praxisnahen Betriebswirtschaftslehre war in Köln ein wichtiger Grundstein für die Pflege und die Vermittlung von anwendungsbezogener Wissenschaft gelegt. Es fehlte das Pendant eines praxisnahen wissenschaftsbasierten Qualifizierungsangebots für die in Köln aufstrebenden Technikbereiche. Gustav von Mevissen war dies sehr wohl bewusst. Bereits 1857 hatte er angesichts der fortschreitenden Industrialisierung im Rheinland ein Rheinisches Polytechnikum für Köln gefordert, das dann jedoch in Aachen realisiert wurde.[22] Sein Konzept für diese Einrichtung hatte eine enge Verbindung zum Handelssektor vorgesehen, weil Industrie und Handel in Köln eng verbunden waren. In der Denkschrift von 1879 verwies er auf diese Parallelität.[23] Aber die Entwicklung verlief anders.

In Köln hat die politisch begründete Bevorzugung von Aachen als Sitz eines Polytechnikums, später der Technischen Hochschule, durchaus dazu beigetragen, dass das Interesse an der Etablierung einer Technischen Hochschule dauerhaft erhalten blieb. Das spürte auch die Fachhochschule Köln nach ihrer Gründung, bei der die Zahl der technischen Studiengänge weit überwog. Hinzu kam, dass die Universität zu Köln auf diesem Gebiet keine Angebote vorhielt. Deshalb trat die Stadt sehr frühzeitig informell an die Hochschulleitung heran, ob eine Weiterentwicklung der Fachhochschule zu einer Technischen Hochschule denkbar sei. Das war angesichts des sehr schwierigen Starts eines aus schulischen Vorgängereinrichtungen zusammengefügten völlig neuen Hochschultyps unmöglich. Dass dieses Interesse virulent blieb, hatte auch etwas damit zu tun, dass Köln um 1975 (wieder) Millionenstadt geworden war und sich zunehmend als solche wahrnahm. Man wollte gleichziehen mit den anderen drei deutschen Millionenstädten, die neben ihren Universitäten eine relevante Technische Universität besaßen. Die Überlegungen reichten bis zur Berechnung der Kosten für eine privat finanzierte TU Köln, die jedoch als nicht realisierbar erkannt wurde. Dadurch verstärkte sich das Drängen, die Fachhochschule möge den Versuch einer Umwandlung oder wenigstens Umbenennung unternehmen.

Zu einer Umbenennung gab es auf Hochschulseite große Offenheit, denn die Einführung der Bezeichnung Fachhochschule war seitens der neuen Hochschulen auf breite Ablehnung gestoßen, war doch ‚Fachhochschule‘ im 19. Jahrhundert eine Sammelbezeichnung für Spezialhochschulen mit schmalem Fächerspektrum gewesen, die längst zu universitären Einrichtungen umgewandelt oder eingestellt worden waren.[24] Die Fachhochschule Köln konnte sich mit dieser Bezeichnung wegen ihrer fachlichen Vielfalt besonders schlecht identifizieren, und so setzte sehr bald die Suche nach einer Alternative ein, die zu Beginn der achtziger Jahre, angeregt durch die Stadt Köln und Unternehmen aus dem Kölner Raum, zu einem Antrag an das Wissenschaftsministerium führte, den Namen ‚Technische Hochschule Köln‘ nutzen zu können. Dieser Antrag wurde vom Ministerium mit der Begründung abgelehnt, es könne zu einer Verwechselung mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen kommen. Die Ablehnung wurde aufrechterhalten, obwohl der Rektor der RWTH erklärte nichts gegen die Namensgebung in Köln einwenden zu wollen, da mit der Beibehaltung des Akronyms RWTH nicht das TH, sondern das RW betont werden sollte, um die Technische Universität in Aachen als die führende Ausbildungsstätte für Ingenieure im Rheinland und in Westfalen zu kennzeichnen.

Um die Jahrtausendwende akzeptierten immer mehr Bundesländer die Kritik der Fachhochschulen an ihrer Typenbezeichnung, und 2004 wurde ihnen in NRW gestattet, sich stattdessen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) zu nennen. Die Fachhochschule Köln verzichtete hierauf, da sich in der Zwischenzeit zahlreiche kleinere Fachhochschulen in privater Trägerschaft im Kölner Raum angesiedelt hatten, die sich ebenfalls HAW nennen konnten. Hier sah man eine gewisse Verwechselungsgefahr. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, sich doch in Technische Hochschule umzubenennen, wurde den Fachhochschulen in NRW diese Möglichkeit 2014 überraschend im Hochschulgesetz eingeräumt, da eine Verwechselung nicht mehr gegeben sei.[25]

Logo der Technischen Hochschule Köln, seit 2015 (Bild: TH Köln)

Die Fachhochschule Köln machte von dieser Option umgehend Gebrauch und versteht sich heute als University of Technology, Arts, Sciences, die ihren eigenen Weg in einem sich immer stärker ausdifferenzierenden deutschen und europäischen Hochschulsystem geht.[26] Insofern ist sie keine Nachfolgerin der Handelshochschule und löst auch nicht den alten Kölner Wunsch auf eine Technische Hochschule alter Prägung ein, aber sie sieht sich in der Pflicht die Tradition angewandter und praxisnaher Wissenschaft in Köln fortzusetzen und zu ergänzen, auf immer mehr Fächer und Disziplinen auszuweiten und in neuer Weise zu gestalten.

 

 


[1] Auf die auslösende Wirkung der Gründungswelle und der Reichsgründung hat der erste Direktor der Handelshochschule hingewiesen: Eckert, Christian: Die städtische Handels-Hochschule in Cöln. Bericht über die Entwicklung der Handels-Hochschule im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens. Köln 1911, S. 2.

[2] Mettele, Gisela: Bürgertum in Köln 1775-1870. München 1998, S. 329.

[3] Zur Entstehungsgeschichte des Hochschultyps Handelshochschule siehe Zander, Herbert: Gründung der Handelshochschulen im deutschen Kaiserreich[Diss. Köln]. Köln 2004. Speziell zur Handelshochschule Köln ebd., S. 52 – 61; 73f.

[4] Von Mevissen, Gustav: Denkschrift betreffend die Errichtung einer Handelsakademie zu Köln. Abdruck in: Hansen, Joseph: Gustav von Mevissen. Ein rheinisches Lebensbild 1815-1899. Bd. 2, Berlin 1906, S. 627 – 636; hier S. 627. [Der Abdruck erschien u. d. T. Denkschrift zur Gründung einer Handelshochschule in Köln und Handelsakademie ist durchgehend durch Handelshochschule ersetzt.] Die Denkschrift (Exemplar Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Signatur: RHFOL2551) ist in der Deutschen Digitalen Bibliothek verfügbar.

[5] Von Mevissen, a.a.O. S. 629. Zu möglichen Vorläufern: In der Bibliothek von Mevissens befand sich ein Bericht zur Gründung einer Handlungs-Akademie in Düsseldorf von 1778, die jedoch „über die Gründungsphase nicht hinausgekommen zu sein [scheint].“ Quarg, Gunter [Hrsg.]: Gustav von Mevissen und seine Bibliothek. Katalog zur Ausstellung in der USB Köln. Köln 1999, S. 92. – Mitunter wird auf eine in Köln um 1805 von Johann Caspar Schug gegründete Erziehungsanstalt für den kaufmännischen Nachwuchs als Vorgängereinrichtung der Handelshochschule verwiesen. Vgl. Universitäts- und Stadtbibliothek Köln [Hrsg.]: Von der Handelshochschule zur Universität. Katalog zur Ausstellung in der USB Köln. Köln 2001, S. 16. In dieser Anstalt, auch Handlungsschule genannt, wurden wohl Höhere Lehr-Cursus angeboten. Doch diese Anstalt musste auf französischen Befehl hin 1812 nach Brühl verlagert werden, und Schug bot dort von 1814 bis 1818 Weiterbildungskurse für Volksschullehrer an. Es handelte sich also m. E. ebenfalls um einen gescheiterten Versuch eine eher sekundarschulartige Weiterbildung zu etablieren.

[6] Diese in Streitschriften, aber auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen sehr häufig zu findende Formel geht m. E. zurück auf eine Rede des Chemikers Julius Bredt zu Ehren Kaiser Wilhelms II. am 25. Januar 1900 an der TH Aachen, in der er die Bildung der Doktoranden an Universitäten und Technischen Hochschulen als „durchaus gleichartige und gleichwertige“ bezeichnete. (Bredt, Julius: Die Doctor-Promotion an Technischen Hochschulen und die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit für die organisch-chemische Technik. Zs. für angewandte Chemie 1900, H. 15. Ergänzter Sonderdruck, S. 1f.) Sie ist später von den Fachhochschulen in „andersartig, aber gleichwertig“ umgeformt worden.

[7] So betonte bereits der Gründungsrektor der Fachhochschule Köln, dass die Hochschule erst noch eine lange Weiterentwicklung vor sich habe, dass sie „geistig unterwegs“ sein müsse, um ihr bildungspolitisches Ziel zu erreichen. Atrops, Johann Ludwig: Entstehen und Werden einer Hochschule. Die Fachhochschule Köln ist großjährig. Köln 1990, S. 35.

[8] Der aktuelle Hochschulentwicklungsplan versteht Studium ausdrücklich als „Bildungsprozess“. TH Köln [Hrsg.]: Hochschulentwicklungsplan 2030. Köln 2020, S. 9. Die Hochschule legt großen Wert darauf „nicht nur die berufsbezogene Kompetenz der Studierenden zu fördern, sondern im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auch persönliche und gesellschaftliche Fragestellungen im Blick zu haben.“ (S. 10). Bereits 2011 wurde die Absicht unterstrichen, dass sich die Fachhochschule Köln „perspektivisch zu einer Hochschule [entwickelt], die einerseits universitäre Profilelemente besitzt […], die aber andererseits ihren ausgeprägten Praxisbezug in allen Fächern und Studiengängen pflegt“. TH Köln: Hochschulentwicklungsplan 2020. Köln 2011, S. 11.

[9] Der schlossartige Charakter des Gebäudes wird besonders an der Ostseite deutlich; dort ist die Fassade der Gartenfront der Würzburger Residenz nachgestaltet.

[10] Zur Bedeutung des Promotionsrechts für die Umwandlung der Handelshochschule vgl. Edelmann, Heidrun: Die Adenauers und die Universität zu Köln. Köln 2019, S. 23 – 27; 45 – 47. Freiträger, Andreas: Christian Eckert (1874 – 1952). universitätsarchiv köln 2013, S. 26f.

[11] Vgl. Metzner, Joachim: Das Promotionsrecht: Anfang vom Ende der FH? Die historische Parallele der Handelshochschule Köln. In: Die neue Hochschule, H. 5, 1991, S. 15 – 18.

[12] Um 1900 waren 178 Versicherungen in Köln vertreten, darunter zahlreiche Kölner Gründungen. Vgl. Henning, Friedrich Wilhelm: Die Stadterweiterung unter dem Einfluss der Industrialisierung (1871 bis 1914). In: Kellenbenz, Hermann [Hrsg.]: Zwei Jahrtausende Kölner Wirtschaft. Bd. 2, Köln 1975, S. 323 – 326.

[13] Zum Bedarf im Rheinland äußerte sich der Leiter der Hochschule in einer Denkschrift. Stier-Somlo, Fritz: Frauen-Hochschulstudium für soziale Berufe an der Hochschule für Kommunale und Soziale Verwaltung Cöln. Köln 1916, S. 7 – 11.

[14] Näheres zu diesem institutionellen Vorläufer aus Sicht der heutigen Fachhochschule: Kunz, Anette, Mergner, Ulrich: Auf dem Weg zur Disziplin. Hundert Jahre öffentlich getragene Ausbildung für die Soziale Arbeit in Köln 1014 – 2014. Köln 2016, S. 56 – 58; 74f.

[15] Vgl. Henning, a.a.O. S, 268 und Anm. 2.

[16] Zum politischen Hintergrund vgl. Soénius, Ulrich S.: Koloniale Begeisterung im Rheinland während des Kaiserreichs. Köln 1992.

[17] Vgl. Wiedenfeld, Kurt [Hrsg.]: Führer durch das Städtische Museum für Handel und Industrie in Cöln. Köln o. A., S. 171 – 173.

[18] Vgl. Universitäts- und Stadtbibliothek Köln [Hrsg.], Von der Handelshochschule zur Universität. A.a.O., S. 34.

[19] Die derzeit geltende Internationalisierungsstrategie der TH Köln legt als ein – bei Fachhochschulen ungewöhnliches – Ziel fest die Studierenden auf „relevante Herausforderungen beim Zutritt in ausländische Arbeitsmärkte vor[zu]bereiten.“ TH Köln (2021): Internationalisierungsstrategie 2030, S. 16.

[20] Vgl. Atrops, a.a.O., S. 185 – 189.

[21] Vgl. Atrops, a.a.O., S. 283 – 285.

[22] Vgl. Spenkuch, Hartwig: Die Politik des Kultusministeriums gegenüber den Wissenschaften und den Hochschulen. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Hrsg.], Das preußische Kultusministerium als Staatsbehörde und gesellschaftliche Agentur (1817–1934). Acta Borussica, Neue Folge 2. Reihe: Preußen als Kulturstaat. Berlin 2010, S. 207f. Über von Mevissens Rolle: Hansen, Joseph: Gustav von Mevissen. Ein rheinisches Lebensbild 1815-1899. Bd. 1, Berlin 1906, S. 829f.

[23] Von Mevissen, a.a.O., S. 627; 632.

[24] Zur Kritik an der Bezeichnung ‚Fachhochschule‘ in der Gründungszeit vgl. Holuscha, Elisabeth: Das Prinzip Fachhochschule – Erfolg oder Scheitern [Diss. Marburg]. Münster 2013, S. 150 – 153.

[25] Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW [Hrsg.]: Wissen schafft Chancen.NRW. Hochschulgesetz, Düsseldorf 2015, S. 156.

[26] TH Köln: Hochschulentwicklungsplan 2030, S. 7.

 

Zitierweise:
Metzner, Joachim: Die Tradition angewandter Wissenschaft in Köln. Von der Handelshochschule zur FH / TH Köln, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 04.11.2021, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2021/11/tradition-angewandter-wissenschaft-in-koeln-metzner/