Der Rote Moselweinbergpfirsich

Illustration zum Pfirsich. Quelle: Wikipedia

Der Pfirsich: mêlon persicon, malum persicum, Prunus persicus – alle diese Namen weisen nach Persien, und das ist falsch. Vielmehr stammt er mit größter Wahrscheinlichkeit aus China, was erst jüngst durch einen archäologischen Fund von Pfirsichsteinen bestätigt wurde, deren Alter auf 2,5 Mio. Jahre geschätzt wurde. Auch in der chinesischen Mythologie und der Literatur spielt der Pfirsich eine wichtige Rolle. Der Text, auf den hier hingewiesen wird, zeichnet in einer kurzgefassten Kulturgeschichte den Weg dieser Frucht aus China an die Mosel und hier die jüngeren Entwicklungen nach. 

Aus römischer Zeit liegen aus dem Moselgebiet archäologische Funde von Pfirsichsteinen vor. Da die reife Frucht rasch verdirbt, ist davon auszugehen, dass der Pfirsich hier auch angebaut wurde, allerdings nie in dem Ausmaß, wie es für Äpfel, Birnen oder Kirschen galt. 

Nachdem das gärtnerische Wissen um Pflanzen, Kräuter und Obstbäume über die Jahrhunderte bis in die frühe Neuzeit im Wesentlichen in den Klöstern und königlichen Gütern bewahrt und tradiert wurde, fand ab dem 16. Jahrhundert mit der Förderung durch einzelne Landesherren ein gezielter Anbau und die Veredelung von Obstbäumen statt. Auch hierbei spielte der Pfirsich im deutschen Raum eine eher untergeordnete Rolle, doch es bildete sich langsam eine „Zweiklassengesellschaft“ heraus: Einerseits waren es immer neue Sorten marktgängiger Tafelpfirsiche, die teuer bezahlt wurden, und andererseits die eher unansehnlichen, pelzig-bäuerlichen Weinbergpfirsiche für den Hausgebrauch. Bis in die 1960er und auch noch 1970er Jahre wurden seine Früchte zu Fruchtaufstrich, Likör und Brand weiterverarbeitet. 

Blühender Weinbergpfirsich, Foto: Marcus Mogk

Als man sich an der Mosel im Haupt- wie im Nebenerwerb auf den Weinanbau konzentrierte, verschwanden die pflegeintensiven Pfirsichbäume sukzessive aus den Weinbergen und mit ihnen auch das Wissen um ihren Anbau. Erst Ende der 1990er Jahre setzte eine Renaissance dieser Frucht an der Mosel ein. Angestoßen wurde die Entwicklung durch einige Enthusiasten, welche die Kulturlandschaft der Terrassenmosel mit ihrer speziellen Pflanzen- und Tierwelt erhalten wollten, die aber nicht zuletzt auch das Marketingpotenzial frühblühender Pfirsichbäume und der verarbeiteten Früchte im Blick hatten. Im Zuge eines Pflanzprogramms des Landes Rheinland-Pfalz wurden ab Beginn der 2000er Jahre u. a. 5.000 Bäume an der Mittelmosel neu gepflanzt und der „Rote Moselweinbergpfirsich“ zu einem Markenbotschafter. 

Die Aktivitäten lagen jedoch in den vergangenen zehn Jahren mehr oder weniger brach, was sich nicht zuletzt in einer nachlassenden Pflege bei Bestandsbäumen oder der Festlegung von Qualitätsstandards niederschlug. Hier wird die Bedeutung der Funktion zentraler Kümmerer erkennbar, die neue Impulse setzen können, indem sie sich um die Koordination von Schulungen, Nachpflanzungen und Marketing kümmern. Mit einem neuen Vorstand im Verein Moselweinbergpfirsich e.V., der Unterstützung durch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und die Kreisbehörden scheint der Rote Moselweinbergpfirsich nun erneut eine Stabilisierung zu erfahren. Genießer der unscheinbaren Frucht werden es danken.

Die Langfassung des Textes mit Literaturverzeichnis findet sich hier:

http://www.moselweinbergpfirsich.de/literatur.html

 

Zitierweise:
Mogk, Marcus: Der Rote Moselweinbergpfirsich. Eine Frucht mit Charakter und Geschichte, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 08.04.2021, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2021/04/der-rote-moselweinbergpfirsich