Unde venis? – Provenienz-recherche in Bonn
Im vergangenen Dezember hielt die Provenienzforschung mit einem auf zwei Jahre angelegten, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt erstmaligen Einzug an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB).
Konkret befasst sich das achtköpfige Projektteam unter der Leitung von Veronica Albrink und Dr. Michael Herkenhoff mit der Ermittlung von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Beständen in der ULB, so genanntem NS-Raubgut, nach den als ‚Washingtoner Prinzipien‘ bezeichneten Grundsätzen von 1998[1]. Das Projekt ist damit eines von momentan drei laufenden Projekten zur Provenienzforschung in Bonn und der engeren Umgebung.[2] Es ergänzt den Bonner Wissenschaftsstandort der Historischen Grundwissenschaften und vor allem der Provenienzforschung, der in jüngerer Vergangenheit mit der „Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutz“,[3] welche am Kunsthistorischen Institut sowie dem Institut für Deutsches und Internationales Zivilverfahrensrecht der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn beheimatet ist, eine bedeutende Aufwertung erfahren hat. Für die kommenden drei Jahre hat das Land Nordrhein-Westfalen jüngst die Mitarbeiterkapazitäten vor Ort nochmals verstärkt und zudem in Kooperation mit den Landschaftsverbänden Rheinland sowie Westfalen-Lippe die ebenfalls in Bonn angesiedelte „Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen“ gegründet.[4]
Die im Jahr 1818 als zentrale Bibliothek der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität gegründete Bonner Universitätsbibliothek[5] erhielt bereits im Jahr 1825, kurz nach ihrem Entstehen, das Pflichtexemplarrecht für die weitläufige, rund 25.000 Quadratkilometer umfassende preußische Rheinprovinz.[6] Durch Kriegseinwirkungen verlor sie im Jahr 1944 etwa 160.000 bis 180.000 Bände.[7]
Das nun begonnene Projekt dient, aufbauend auf einer Reihe von Vorarbeiten, der erstmaligen systematischen Ermittlung von NS-Raubgut in den umfangreichen Altbeständen der ULB. Zunächst werden dazu die Akzessionsjournale der (Haushalts-)Jahre 1932/33 bis einschließlich 1950 durchgesehen und hieraus ersichtliche Verdachtsfälle in einer projektinternen, in Kooperation mit dem Bonner Lehrstuhl für Historische Grundwissenschaften und Archivkunde konzipierten und aufgebauten Datenbank verzeichnet. Als nachteilig erweist sich dabei jedoch, dass die Journale der Jahre 1940 (Frühjahr) bis 1944 (Herbst) sowie auch die dieselbe Zeit betreffenden und als Quellen für das Projekt unerlässlichen Altakten und Briefjournale bei der Bombardierung Bonns am 18. Oktober 1944[8] vernichtet wurden.
Sie wurden damals als noch laufend benötigte Unterlagen im Geschäftszimmer der Bibliothek, welche sich zu dieser Zeit im ehemaligen kurfürstlichen Schloss befand,[9] verwahrt. Nichtsdestotrotz werden über 61.000 Akzessionsvorgänge (29.000 der NS-Zeit, 31.600 der Nachkriegszeit bis 1950) einer eingehenden Analyse unterzogen. Verschiedene weitere Arbeitsschritte dienen dazu, eine dem Maß der erhaltenen Bestände entsprechende bestmögliche Recherche zu gewährleisten.
Demzufolge werden hiernach die aus den Akzessionsjournalen erschlossenen Verdachtsfälle anhand der physisch erhaltenen Bibliotheksaltbestände auf Provenienzmerkmale – Namenseintragungen, Widmungen, Exlibris, Stempel etc. – überprüft; auch die hier erzielten Ergebnisse werden in der projektinternen Datenbank fixiert. Darauffolgend wird exemplarisch der trotz Kriegseinwirkung immer noch rund 12.000 Bände umfassende Bestand ‚Staatswissenschaften‘ (Signatur ‚K‘)[10] einer eingehenden Autopsie unterzogen. Der Bestand gliedert sich in die folgenden thematischen Signaturengruppen: 1. ‚Ka‘: Staatswissenschaft, Verwaltungslehre, Kultur- und Sozialpolitik, Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft, Kommunalpolitik, Außenpolitik sowie politische Schriften zur Zeitgeschichte. 2. ‚Kb‘: Berg- und Hüttenwesen, Technologie und Kaufmannspraxis. 3. ‚Kc‘: Landwirtschaft, Gartenbau und Haushaltungswesen. 4. ‚Kd‘: Statistik. Ist der Bestand ‚Ka‘ aufgrund einer Auslagerung im August 1944 noch weitgehend erhalten, sind die Gruppen ‚Kb‘ bis ‚Kd‘ hingegen aufgrund der oben beschriebenen Umstände stark zerstört.
Mittels dieser Überprüfung am physischen Bestand sollen weitere Verdachtsfälle, welche nicht aus den spärlichen, in den Akzessionsjournalen zu findenden Informationen hervorgehen, ermittelt und somit die Lücke des Kriegsverlusts bei den Findmitteln für die Jahre 1940 bis 1944 bestmöglich geschlossen werden. Ergänzend werden auch die in den Jahren 1933 bis 1950 zum Bestand der Handschriften und Inkunabeln hinzugekommenen Stücke auf ihre Provenienzmerkmale hin überprüft.
Der nächste Arbeitsabschnitt umfasst die Recherche der für die Raubgutverdachtsfälle ermittelten Vorbesitzer*innen – Einzelpersonen, Gruppen sowie auch Körperschaften –, die Dokumentation ihrer Schicksale sowie – sofern möglich– die Ermittlung von Erb*innen oder Rechtsnachfolger*innen. Ziel ist hier die möglichst weitreichende Klärung der Umstände der Akzession in der NS-Zeit, welche die betreffenden Bücher letztendlich in die Bestände der Universitätsbibliothek gelangen ließen, und in letzter Konsequenz die Restitution verfolgungsbedingt entzogener Bestände. Perspektivisch sollen die Ergebnisse des zweijährigen Projekts umfangreich publiziert sowie auch eine Ausstellung auf der Basis des erarbeiteten Materials konzipiert werden. Am Rande sei noch auf den Internetauftritt des Projekts unter dem Dach der ULB hingewiesen: Neben grundständigen Informationen zum Projekt und zur Provenienzforschung sollen hier – ergänzend zur analogen Publikation – perspektivisch zusätzliche Arbeitsergebnisse präsentiert und dauerhaft zugänglich gemacht werden. Angedacht ist etwa, in Zukunft neben der projektspezifischen Bibliographie auch ein Online-Repertorium der Besitzstempel der ULB zur Verfügung zu stellen. Vor allem aber sollen nach Abschluss des Projekts von der Website aus die in ‚bonnus‘, dem Online-Katalog der ULB, verzeichneten Raubgut-Verdachtsfälle, bereits restituierte Exemplare und auch die an die Lost-Art-Datenbank[11] zu meldenden Funde abgerufen werden können.
Neben dem Charakter der Provenienzforschung versteht sich das Projekt jedoch auch als Beitrag zur rheinischen Landesgeschichte der NS-Zeit und ersten Jahre der Bundesrepublik: So soll zum einen die unmittelbare Geschichte der Universität und selbstredend der Universitätsbibliothek, welche abgesehen von Einzeluntersuchungen seit über einem Jahrzehnt nicht mehr umfassend behandelt wurde,[12] weiter und nach modernen Maßstäben aufgearbeitet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen ist, inwieweit auch die Geschichte der bis 2008 existierenden Studentenbücherei[13] in die Projektergebnisse mit hineinspielen wird. Unklar ist zusätzlich, inwiefern auch ein Zusammenhang zur Bücherverbrennung in Bonn am 10. Mai 1933[14] hergestellt werden muss. Ein Beitrag zur Geschichte des Rheinlands kann aus dem Umstand heraus entstehen, dass die ULB in der Zeit zwischen 1933 und 1945 aufgrund ihrer Eigenschaft als Pflichtexemplar- und Landesbibliothek Anlaufstelle für beschlagnahmte oder enteignete Bücher aus der gesamten preußischen Rheinprovinz – von Kleve im Norden bis Saarlouis im Süden, von Aachen im Westen bis zur Enklave Wetzlar im Osten – war. Bislang bestehende Verdachtsfälle weisen in diesem Bereich etwa auf verschiedene ehemalige SPD-Ortsvereine, Freidenkervereine oder die Bekennende Kirche. Darüber hinaus sind für die Bestände der ULB bislang nur in Einzelfällen Provenienzen aus dem gesamten Deutschen Reich und dem europäischen Raum auffällig geworden. Besonders Akzessionen aus ehemals jüdischem Privatbesitz sind dabei hervorzuheben: Einzelne Bände aus den prominenten Bibliotheken des deutschen Juristen Max Alsberg († 1933)[15] oder des niederländischen Philosophen Leo Polak († 1941) wurden bereits identifiziert. In diesem Bereich sind zusätzlich Zuweisungen aus der Berliner Staatsbibliothek, der ebendort beheimateten Reichstauschstelle[16] und weiterhin aus ehemals durch die Wehrmacht besetzten Gebieten denkbar. Diesem Verdacht soll auf Archivreisen, welche für das kommende Jahr projektiert sind, nachgegangen werden.
Betont werden muss, dass mit dem nun beschriebenen zweijährigen Projekt die Arbeit der Provenienzrecherche an der ULB bei Weitem nicht abgeschlossen sein wird. Für die Zukunft wäre etwa nach der exemplarischen Untersuchung des Bestands ‚K‘ der gesamte umfangreiche, nach den Zerstörungen des Jahres 1944 noch erhaltene Altbestand am Objekt selbst auf Provenienzmerkmale zu überprüfen. Nachforschungen zu den einzelnen ermittelten Provenienzen sind auch nach 2022 weiterzuführen und zu vertiefen, da gerade bei einem teilzerstörten Aktenbestand wie demjenigen der ULB Identifizierungen von Provenienzen nur in zeitaufwändigen Detailrecherchen zu bewältigen und zudem zu einem gewissen Anteil von Zufallsfunden abhängig sind. Letztlich rücken im Zuge der Beschäftigung mit den Beständen der ULB auch die zahlreichen Instituts- und Seminarbibliotheken der Universität in den Fokus. Diese müssen ebenfalls aufgrund schon seit längerer Zeit bestehender Verdachtsfälle – etwa der Aufnahme von Beständen der ehemaligen „NS-Ordensburg“ Vogelsang in der Eifel, deren „Bestandsaufbau mittels geraubter Bücher“ vorgenommen wurde,[17] und der ehemaligen im Schloss Drachenburg in Königswinter untergebrachten „Adolf-Hitler-Schule 3“[18] – einer äquivalenten Prüfung unterzogen werden. Zuletzt verdienen auch die 1997 in die ULB gelangten Bibliotheksbestände der aufgelösten Pädagogischen Hochschule Bonn bzw. Rheinland eine eingehende Untersuchung.
Das beschriebene Vorgehen versteht sich als Teil der aus der Zeit der NS-Herrschaft erwachsenen historischen Verantwortung, welche nun von der ULB im Rahmen der Provenienzforschung vor Ort wahrgenommen wird. Das Projekt dient dabei einerseits dem Gedenken an die aus rassistischen, antisemitischen und ideologischen Gründen verfolgten und diskriminierten Opfer der nationalsozialistischen Kulturpolitik, wobei die Restitution unrechtmäßig im Besitz der ULB befindlicher Bücher – sofern dies noch möglich ist – und die Identifizierung nicht mehr zu restituierender Bestände nur ein erster Anfang sein kann. Über die Frage, ob über die Kennzeichnung belasteter Bestände im OPAC, eine Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse oder ihre Vermittlung an die Öffentlichkeit durch eine zeitliche begrenzte Ausstellung dem Gedenken Genüge getan sein wird oder ob nicht hier in Bonn und konkret an der ULB dauerhaftere Ansätze angebrachter sind, wird mit Sicherheit nachzudenken sein. In Gestalt der skizzierten tiefgreifenden Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte der NS-Zeit, welche besonders auch – soweit es die rudimentäre Aktenlage erlaubt – „Geist und Verhalten“[19] der in Bonn tätigen Bibliotheksmitarbeiter*innen dieser Phase der deutschen Geschichte der Dreißiger- bis in die Fünfzigerjahre dokumentiert,[20] sei allerdings ein erster Schritt in diese Richtung getan.
Es ist beabsichtigt, über den Verlauf und vor allem die Ergebnisse des Projekts hier im Blog weiter zu berichten.
Abschließend sei noch einmal gesondert auf die Landingpage des Projekts unter dem Dach der ULB sowie den Eintrag im Projektfinder des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste hingewiesen.
[1] Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden (Washington Principles), https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Stiftung/Grundlagen/Washingtoner-Prinzipien/Index.html, abgerufen am 28.01.2021.
[2] Hinzuweisen ist hier einerseits auf ein langfristiges Projekt zur „Provenienzforschung im ‚Gründungsbestand‘ der Bibliothek der Friedrich‐Ebert‐Stiftung – Identifikation und Dokumentation von NS‐Raubgut“ (https://www.fes.de/archiv-der-sozialen-demokratie/projekte-des-adsd/provenienzforschung, abgerufen am 22.01.2021). Andererseits ist das Projekt „Provenienzrecherche zu den Nachkriegserwerbungen des Kunstmuseum Bonn“ (https://www.kunstmuseum-bonn.de/de/sammlung/forschung/, aktualisiert am 19.07.2021) zu nennen. Alle laufenden wie auch bereits abgeschlossenen, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekte lassen sich darüber hinaus im ‚Projektfinder‘ des Zentrums recherchieren: https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Forschungsfoerderung/Projektfinder/Index.html, abgerufen am 22.01.2021.
[3] Universität Bonn, Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht, https://www.khi.uni-bonn.de/de/forschung/forschungsstelle-provenienzforschung-kunst-und-kulturgutschutzrecht/forschungsstelle-provenienzforschung-kunst-und-kulturgutschutzrecht, abgerufen am 22.01.2021.
[4] Vgl. Forschung und Vernetzung stärken: Landesregierung und Landschaftsverbände gründen Koordinationsstelle für Provenienzforschung, https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/forschung-und-vernetzung-staerken-landesregierung-und-landschaftsverbaende-gruenden, abgerufen am 02.02.2021. Zum neuen wie auch zum Vorgängerprojekt, jedoch mit ausschließlichem Bezug auf Museen: Türnich, Ruth u. Koch, Ute C., Provenienzforschung in NRW: Bedarfe – Strukturen – Perspektiven. Ein Projektbericht der Museumsberatungsstellen der beiden Landschaftsverbände, in: Kulturgutschutz in Europa und im Rheinland. Franziskus Graf Wolff Metternich und der Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg (Brüche und Kontinuitäten. Forschungen zu Kunst und Kunstgeschichte im Nationalsozialismus 5), hrsg. v. Hans-Werner Langbrandtner u.a., Köln u.a. 2020, S. 449-459.
[5] Zur Geschichte der ULB immer noch maßgeblich: Erman, Wilhelm, Geschichte der Bonner Universitätsbibliothek (1818-1901) (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 37/38), Halle (Saale) 1919. Weiterhin zur darauffolgende Zeit: Burr, Viktor, 150 Jahre Bonner Universitätsbibliothek, in: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N.F. 18 (1968), S. 293-301; Schürfeld, Charlotte, Die Universitätsbibliothek Bonn 1921-1968, Erlebte Bibliotheksgeschichte (Bonner Beiträge zur Bibliotheks- und Bücherkunde 25), Bonn 1974; Krosta, Frank, Die Universitätsbibliothek Bonn in der Zeit des Nationalsozialismus. Personal, Erwerbung, Benutzung (Forum deutsche Geschichte 19), München 2008. Weitere Literaturhinweise bis zum Jahr 1991 finden sich bei: Lohse, Hartwig u. a., Art. Bonn, Universitätsbibliothek, in: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa, Hildesheim 2003, hrsg. v. Bernhard Fabian, http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Universitaetsbibliothek_(Bonn), abgerufen am: 15.01.2021.
[6] Die ULB war Pflichtexemplarbibliothek für die gesamte Rheinprovinz zwischen den Jahren 1825 und 1946. Hiernach verkleinerte sich ihr Zuständigkeitsbereich sukzessive. Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Pflichtexemplare – Bonner Sammlung, https://www.ulb.uni-bonn.de/de/sammlungen/pflicht-bonner-sammlung, abgerufen am 27.01.2021. Vgl. dazu auch: Tradler, Marion, 175 Jahre Pflichtexemplarrecht der U(L)B Bonn: zur Geschichte der Pflichtexemplargesetzgebung und der Pflichtexemplarverwaltung 1824-1999, ms. Hausarbeit 2000.
[7] Vgl. Herkenhoff, Michael, Auslagerung und Rückführung der Bestände der UB Bonn 1942-1947, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte. Festschrift für Gerhard Brinkus 33 (2008), S. 77-93 sowie jüngst Herkenhoff, Michael, Kulturgutschutz rheinischer Bibliotheken im Zweiten Weltkrieg. Das Beispiel der Universitätsbibliothek Bonn, in: Kulturgutschutz in Europa und im Rheinland. Franziskus Graf Wolff Metternich und der Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg (Brüche und Kontinuitäten. Forschungen zu Kunst und Kunstgeschichte im Nationalsozialismus 5), hrsg. v. Hans-Werner Langbrandtner u. a., Wien u. a. 2021, S. 423-438.
[8] Die Verluste im Bestand der Altakten umfassen noch einen wesentlich größeren Bereich und betreffen teils noch Akten der Dreißigerjahre. Zur Bombardierung Bonns und besonders des Universitätshauptgebäudes: Vogt, Helmut, Bonn in Kriegs- und Krisenzeiten (1914-1948), in: Bonn. Von einer französischen Bezirksstadt zur Bundeshauptstadt 1794-1989 (Geschichte der Stadt Bonn in vier Bänden 4), hrsg. v. Dietrich Höroldt, Bonn 1989, S. 437-638, hier bes. S. 604-608; Edith Ennen u. Dietrich Höroldt, Vom Römerkastell zur Bundeshauptstadt. Kleine Geschichte der Stadt Bonn, Bonn ³1976, S. 327 f.; López, Carlos, Der Wiederaufbau nach 1945, in: Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, hrsg. v. Georg Satzinger, München u. Berlin 2007, S. 139-142, hier S. 139; Forsbach, Ralf, Repression und Ideologisierung (1933-1945), in: Forschung und Lehre im Westen Deutschlands (Geschichte der Universität Bonn 2), hrsg. v. Dominik Geppert, Bonn 2018, S. 115-195, hier bes. S. 186 f.
[9] Dazu: Mikolajczak, Katja, Die Frühzeit der Universität, in: Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, hrsg. v. Georg Satzinger, München u. Berlin 2007, S. 121-124, hier S. 123.
[10] Vgl. zum Bestand ‚K‘: Vogt, Renate, Der Systematische Katalog, in: Aus der Geschichte der Universitätsbibliothek Bonn – Hartwig Lohse zum Abschied (Bonner Beiträge zur Bibliotheks- und Bücherkunde 31), hrsg. v. Ders., Bonn 1993, S. 42-70, hier S. 45 f.
[11] Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Lost Art-Datenbank, http://www.lostart.de/Webs/DE/LostArt/Index.html, abgerufen am 01.03.2021.
[12] In der vierbändigen, zur 200-Jahrfeier der Bonner Universität herausgegebenen ‚Geschichte der Universität Bonn‘, kommt der ULB in den ersten beiden, die allgemeine Universitätsgeschichte behandelnden, über 1100 Seiten fassenden Bänden lediglich ein schmales Kontingent von rund 19 Seiten (!) zu, welches auf Basis der vorhandenen älteren Literatur verfasst ist. Eine gesonderte Publikation ist nicht erschienen. Vgl. Dominik Geppert (Hrsg.), Preußens Rhein-Universität 1818-1918 (Geschichte der Universität Bonn 1), Bonn 2018, S. 84-86, 235-237, 288-292, 386-388; Ders. (Hrsg.), Forschung und Lehre im Westen Deutschlands (Geschichte der Universität Bonn 2), Bonn 2018, S. 41-44, 289-292. Zur älteren Literatur vgl. oben, Anm. 5.
[13] Zur Geschichte der Studentenbücherei bis 1993 vgl. Lelbach, Karl, 35 Jahre Studentenbücherei, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 1, 2 (1954), S. 102-110; Hofstetter, Monika, Die Studentenbücherei und ihre Aufgaben von 1918-1991, in: Aus der Geschichte der Universitätsbibliothek Bonn – Hartwig Lohse zum Abschied (Bonner Beiträge zur Bibliotheks- und Bücherkunde 31), hrsg. v. Renate Vogt, Bonn 1993, S. 194-200. Weiterhin: Wahlers, Wilhelm, Die Studentenbücherei – ein Nachruf, in: Lesezeichen – Zeitzeichen: Zur Wiedereröffnung der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Bonn 2008, S. 50 f. Eine umfassende Studie zur Bonner Studentenbücherei fehlt bislang.
[14] Zur Bücherverbrennung in Bonn stellvertretend: Bodsch, Ingrid, Bonn, in: Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933, hrsg. v. Julius H. Schoeps u. Werner Treß, Hildesheim u. a. 2008, S. 149-163. Zuvor auch: Heyer, Helmut, 10. Mai 1933. „Ehrentag der freien deutschen Literatur“, in: Bonner Geschichtsblätter. Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins 51/52 (2001/02) , S. 285-328.
[15] Zu dieser Provenienz mit besonderem Bezug zu Bonn vgl.: Schumacher, Martin, Von Max Alsberg bis Ludwig Töpfer. Bücher und Bibliotheken jüdischer Rechtsanwälte nach 1933. Verluste, Fundstücke und Erbe aus »Reichsbesitz«, Neustadt an der Aisch 2012, bes. S. 83-122.
[16] Zur Reichstauschstelle vgl. stellvertretend: Bödeker, Hans E. u. Bötte, Gerd. J. (Hrsg.), NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek. Vorträge des Berliner Symposiums am 3. und 4. Mai 2007, München u. a. 2008.
[17] Vgl. dazu: Schröders, Michael, Die Bibliothek der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang 1944-1947. Fragen zu einem verloren geglaubten Bestand, in: Weltanschauliche Erziehung in Ordensburgen des Nationalsozialismus. Zur Geschichte und Zukunft der Ordensburg Vogelsang (Geschichte und Erwachsenenbildung 20), hrsg. v. Paul Ciupke u. Franz-Josef Jelich, Essen 2006, S. 127-140; Schröders, Michael, »Teile einer wertvollen wissenschaftlichen Bibliothek«. Die Universitätsbibliotheken Köln und Bonn und die Bibliothek der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, in: Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte 54 (2007), S. 219-240, in Bezug auf Raubgut bes. S. 233-236. Das Zitat ebd., S. 239 f. Sowohl in die ULB selbst als auch in die heutige Hauptbibliothek des Instituts für Geschichtswissenschaft (IGW), die Bibliotheken des Juristischen Seminars, des Instituts für Völkerrecht, des Instituts für Germanistik sowie die theologischen Bibliotheken gelangten Bestände aus Vogelsang. Zum Bestand im IGW in aller Kürze: Schulz, Günther, Geschichte, in: Die Buchwissenschaften (Geschichte der Universität Bonn 3), hrsg. v. Thomas Becker u. Philipp Rosin, Bonn 2018, S. 611-626, hier bes. S. 616.
[18] Vgl. Schröders, Bibliothek, wie Anm. 17, S. 230.
[19] Schwark, Thomas, Vorwort: Verantwortung für Kulturgut – Wissen um Herkunft, in: Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den Kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover, hrsg. v. Johannes Schwartz u. Simone Vogt, Köln 2019, S. 12-15.
[20] Hingewiesen sei diesbezüglich auf die unterschiedlichen Sichtweisen auf diese Zeit, wie sie in Form der Studien von Schürfeld, Universitätsbibliothek, wie Anm. 5 und Krosta, Universitätsbibliothek, wie Anm. 5, vorliegen.
Zitierweise:
Jansen, Tobias: “Unde venis? – Provenienzrecherche in Bonn. Zum Start des Projekts ‘Ermittlung von NS-Raubgut in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn’“, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 15.03.2021, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2021/03/provenienzrecherche-bonn-ulb