Christen und Muslime in Mittelalter und Frühneuzeit

Sevilla, Minarett der Hauptmoschee, 12. Jh., heute Turm der Kathedrale. Bildquelle: Ingo Mehling, Sevilla Cathedral – Giralda, https://de.wikipedia.org/ wiki/Giralda#/media/File:Sevilla_Cathedral_-_Giralda.jpg [29.10.2016]

Am 16. und 17. November 2017 fanden sich im Haus der Geschichte in Bonn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachbereiche Geschichtswissenschaft, Geschichtsdidaktik und Islamwissenschaft, sowie Geschichtslehrerinnen und –lehrer zu einer interdisziplinären Lehrerfortbildungstagung zusammen. Diese zweitägige Veranstaltung setzte sich mit dem Inhaltsfeld 2 „Islamische Welt – christliche Welt: Begegnungen zweier Kulturen in Mittelalter und früher Neuzeit“ des Kernlehrplans für das Fach Geschichte in der gymnasialen Oberstufe in Nordrhein-Westfalen auseinander, um Lehrerinnen und Lehrern fachliche und didaktische Impulse für die Vermittlung des Themas im Unterricht zu geben.

Ausgehend von einer inhaltlichen und theoretischen Verortung in der Globalgeschichte und in interdisziplinären Zugängen zur Islamwissenschaft durch Stephan Conermann, beleuchteten Peter Arnold Heuser und Peter Geiss den Faktor Religion im Kontext von Krieg und Frieden in geschichtswissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Perspektive.

Die zweite Sektion war „Kulturbegegnung und Kulturtransfer im Mittelalter“ gewidmet. Hier lag der Fokus einerseits auf begrifflichen Fragen, wie der nach „Sarazenen“ in lateinisch-christlichen Quellen (Vortrag Katharina Gahbler) oder den begrifflich-konzeptionellen Implikationen im Konzept der Convivencia (Vortrag Daniel König). Andererseits wurde die Verschränkung von Religion und Herrschaft vom frühen Kalifat bis zum Mamlukenreich von Mohammad Gharaibeh beleuchtet, während Alheydis Plassmann Gewalteskalationen im Kontext des anglo-normannischen Grenzkonflikts und der Eroberung Jerusalems 1099 beleuchtete.

Zum Abschluss des ersten Tages stellte Simone Mergen die Neuerungen der Dauerausstellung im Haus der Geschichte vor, die dort seit der Wiedereröffnung im Dezember 2017 zu sehen sind.

Die dritte Sektion widmete sich der Frühen Neuzeit. Caspar Hillebrand präsentierte seine Ergebnisse zu diplomatischen und nicht-diplomatischen Reiseberichten aus dem Osmanischen Reich über das Abendland. Dorothée Goetze analysierte in umgekehrter Perspektive den Reisebericht des Aubry de la Mortraye als Beispiel für Reiseberichte aus dem Okzident über das Osmanische Reich und zeigte die Potenziale dieser Quelle für den Einsatz im Geschichtsunterricht. Die beiden folgenden Vorträge widmeten sich der Darstellung des Osmanischen Reiches sowie der Kontakte zu selbigem, einmal in zeitgenössischen Quellen und Bildern mit dem Fokus der venezianischen Kontakte zu den Osmanen (Vortrag Arne Karsten) und einmal in der aktuellen Erinnerungskultur mit Fokus auf die Habsburger Monarchie und ihre Kontakte zur Hohen Pforte (Vortrag Arno Strohmeyer).

Zusammengenommen bieten die Vorträge der Tagung ein fachliches Grundgerüst für die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex „Christen und Muslime in Mittelalter und Frühneuzeit“, welches von vertiefenden Studien zu einzelnen Quellen bis hin zu Konzeptkritik und erinnerungskulturellen Fragen reicht. Auch in methodischer Hinsicht wurde ein breites Spektrum abgedeckt. Die Einbindung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Geschichtsdidaktik und Islamwissenschaft trug dazu bei, das komplexe Thema interdisziplinär und multiperspektivisch zu betrachten.

Eine ausführliche Version des Tagungsberichts findet sich bei H-Soz-Kult. [Anmerkung der Redaktion, 09.02.2018]

 

Zitierweise
Müller, Sandra: “Christen und Muslime in Mittelalter und Frühneuzeit. Tagungsbericht zu #Lftbonn17”, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 9.2.2018, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/02/christen-und-muslime-bericht/