Die Idee zur Ausstellung

„Ein Bunker im Historischen Seminar? Wo das denn? Nie davon gehört …, stimmt das?” 

So in etwa müssen Sie sich die Reaktionen der Gruppe von Historikern vorstellen, als wir uns das erste Mal trafen, um den Beitrag zum Universitätsjubiläum in Form einer Ausstellung zu planen.

Es gibt diesen Bunker tatsächlich. Er verläuft unterhalb der Erde neben dem Historischen Seminar in der Konviktstraße 11, ist durch das Seminargebäude zugänglich und besitzt einen zweiten Ausgang auf dem Gelände des benachbarten Uni-Clubs: ein efeubewachsenes Häuschen, das die Meisten auf ihrem Weg ins Institut und zu Lehrveranstaltung allerdings vermutlich zuvor nie richtig wahrgenommen haben.

Nach einer ersten Begehung konnten die Beteiligten feststellen: Dies wäre der ideale Ort um eine historische Ausstellung mit Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs zu zeigen. Der Bunker ist ein Ort, dessen Faszination sich aus seiner Historizität, seiner Aura und seiner Originalität speist: große Vorteile für einen Ausstellungsort und eine besondere Gelegenheit den Besucherinnen und Besuchern – neben der eigentlichen anspruchsvollen, lehrreichen und informativen Ausstellung – einen kognitiv wie affektiv und vor allem atmosphärisch anregenden Besuch zu ermöglichen. Daneben bietet er mit rund acht Räumen eine beeindruckende und in der Raumaufteilung günstige Ausstellungsfläche. Die Nachteile liegen allerdings auch auf der Hand: Jahrzehntelang ungenutzt waren die Räume stickig, schmutzig und nur mit entsprechendem Aufwand zugänglich zu machen.

Doch die Motivation, aus diesen Räumen etwas zu machen, überwog bei allen Beteiligten. Erste Recherchen im Stadtarchiv förderten genauere Informationen über die Anlage zu Tage, und nach Gesprächen mit anderen Stellen in der Universität konnte die Idee weiter konkretisiert werden. Das Service-Team der Universität ermöglichte die Befreiung des Notausgangs von Efeu und die Öffnung der zugehörigen Tür, Reinigungsarbeiten wurden durchgeführt und ein umfangreiches Brandschutzkonzept erarbeitet. Überhaupt ist die Nutzung der Räume nur durch eine Zusammenarbeit zahlreicher Beteiligter von Universität, Stadt und Land möglich.

 

Bereits vor Beginn all dieser Arbeiten haben die Studierenden der Übung Geschichte ausstellen – Entwicklung einer Ausstellung “Die Universität Bonn zur Zeit des Nationalsozialismus” neugierig einen ersten gemeinsamen Blick in den Bunker werfen können.

 

Hintergrund für die Planung dieser Ausstellung ist das bereits angesprochene zweihundertjährige Jubiläum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Jahr 2018.

Über das ganze Jahr hinweg wird dieser Anlass mit vielen Veranstaltungen gefeiert, bis es am 18. Oktober 2018 zum Höhepunkt, dem eigentlichen „Geburtstag“ der Universität, kommt. Ein solches Jubiläum gibt Anlass zur Freude und zum Feiern, ist aber auch ein Anlass sich mit einem wichtigen Kapitel der jüngeren Vergangenheit der Universität zu beschäftigen: die Universität Bonn zur Zeit des Nationalsozialismus. So entstand die Idee einiger Bonner Historiker, dieser Thematik eine Ausstellung zu widmen und sie für ein breites Publikum aufzubereiten und zu präsentieren. Wertvolle Grundlage dieser Arbeit sind Publikationen der vergangenen Jahre, in denen sich Bonner Historiker und die Mitarbeiter des Universitätsarchivs mit der Universität in der Zeit von 1933-1945 beschäftigt haben.

Alle Informationen zum Jubiläumsjahr 2018 finden Sie in der Dokumentation Jubiläumsjahr 2018 Universität Bonn

 

Nach einer wissenschaftlichen Vorbereitung durch die Historiker sind es nun Studierende der Geschichtswissenschaft am Historischen Seminar in Bonn, die die Ausstellungsidee umsetzen werden.

Im Rahmen der Übung erarbeiten die Studierenden verschiedene Themenkomplexe in Kleingruppen. So bereiten Gruppen beispielsweise die Themen „Propaganda & Ideologie“, „Verfolgte ProfessorInnen und Studierende“ sowie „Kriegsausbruch, -verlauf und –folgen“ auf. In den nächsten Monaten entsteht in gemeinsamer Arbeit ein Ausstellungskonzept, wir – das heißt die Studierenden und die beteiligten Historiker – nehmen die Auswahl der Exponate vor und werden in der Bonner Stadtbevölkerung gezielt nach zusätzlichen Exponaten suchen. Große Unterstützung erhalten die Studierenden aus dem Bonner Stadtarchiv, der Bonner Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus sowie aus dem Universitätsarchiv.

Schließlich werden die Studierenden unter Anleitung Ausstellungstexte und Moderationskonzepte entwickeln, um die interessierten Besucher im kommenden Jahr in Führungen durch die Ausstellung „Die Universität Bonn zur Zeit des Nationalsozialismus“ im Luftschutzbunker des Historischen Seminars zu begleiten.

Auf diesem Projektblog #UniBonn1933_45 können Sie in den kommenden Wochen und Monaten nachverfolgen, wie die Ausstellung entsteht, welche Arbeitsschritte notwendig sind, um eine Ausstellung auf die Beine zu stellen und welche Themen im Einzelnen dort präsentiert werden. All dies darf und soll Ihnen Lust auf einen wirklichen Besuch der Ausstellung nach Ihrer Eröffnung machen – Wir freuen uns schon jetzt auf Sie!

Julia Schuppe und Julia Reuschenbach

 

 

Zitierweise
Reuschenbach, Julia / Schuppe, Julia: “Die Idee zur Ausstellung #UniBonn1933_45. Die Universität Bonn zur Zeit des Nationalsozialismus”, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 27.11.2017, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2017/11/die-idee-zur-ausstellung/