Angermund im Rheinischen Städteatlas
Zu den 101 Städten, die bislang vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte im Rheinischen Städteatlas mit einer eigenen Publikation bedacht worden sind, gehört jetzt auch Angermund. Im Rahmen einer Feierstunde erfolgt am 18. Oktober 2016 um 18:00 Uhr im Saal der Pfarrgemeinde St. Agnes in Angermund (Graf-Engelbert-Straße 18, 40489 Düsseldorf) die Übergabe des Städteatlasses durch die 1. stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Anne Henk-Hollstein, an den Bezirksbürgermeister Stefan Golißa.
Zu Beginn der gemeinsamen Veranstaltung der Stadt Düsseldorf (Stadtbezirk 5) und des Landschaftsverbands Rheinland wird Bezirksbürgermeister Golißa die Gäste begrüßen. Die Autorin des Textteils des Rheinischen Städteatlas Angermund, Frau Dr. Elfi Pracht-Jörns, referiert danach in einem Kurzvortrag zum Thema „Angermund im Rheinischen Städteatlas“. Anschließend erfolgt die Übergabe der Publikation an die Stadt.
Der Rheinische Städteatlas ist ein historisch-topographisches Grundlagenwerk zur Geschichte der rheinischen Städte. Nach einem weit gefassten Stadtbegriff werden darin neben den seit dem Mittelalter voll entwickelten Städten auch solche Orte berücksichtigt, die in späterer Zeit zur Stadt erhoben wurden oder die seit der französischen Zeit 1798 den Stadt-Status verloren haben. Auch Angermund gehört zu den insgesamt 187 Städten und gefreiten Orten.
Die Geschichte von Angermund wird im Rheinischen Städteatlas auf 22 großformatigen Seiten in dem für diese Publikation eingeführten Gliederungsschema dargestellt. In Stichworten werden Daten zur Siedlungsgeschichte, Topographie, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, zur Kirchen- und Schulgeschichte sowie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte aufgeführt. Dieser Textteil wird durch einen Kartenteil ergänzt, in dem besonders die Edition der Katasterkarte von 1823 zu erwähnen ist. Weitere historische Karten, Pläne und Ansichten runden diesen Teil der Edition ab. Der Städteatlas ist im Böhlau-Verlag (Köln/Weimar/Wien) erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-412-22525-4). Der Preis beträgt 24,50 €.
Erstmals zwischen 1167 und 1191 wurde der Ort als „Angermonde“ erwähnt. Zur Siedlung gehörte eine südlich davon gelegene Motte, die im 13. Jh. zu einer Niederungsburg, eine länglich ovale Anlage, ausgebaut wurde. Anfang des 13. Jhs. ging Angermund als kölnisches Lehen an das bergische Grafenhaus, seit 1469 gehörte der Ort zum bergischen Territorium. Die Grafen bzw. Herzöge von Berg bauten es zu einem Verwaltungsmittelunkt und Wirtschaftszentrum des gleichnamigen Amtes aus. Die Burg fungierte als Sammelstelle für Abgaben an den Landesherren. Die Wiesen dienten als Standort des landesherrlichen Wildpferdegestüts.
Die Siedlung war weitgehend auf die als Verwaltungszentrum und Amtssitz dienende Burg hin ausgerichtet und konnte sich auf diese Weise zu einem zentraleren Ort in ländlicher Umgebung entwickeln. Angermund entwickelte sich von der Burg über den eigentlichen Burgbezirk hinaus in Richtung Norden als Straßendorf zu beiden Seiten des zentralen, 1364 erstmals bezeugten Steinwegs. Zudem gab es eine 1326 erstmals erwähnte und 1630 im Zuge des Krieges abgebrochene Schlosskapelle.
Angermund besaß nie eine Mauerbefestigung; um die Burg und die Häuser und Gärten der Freiheit zog sich eine Grabenanlage. 1476/77 wurde eine Befestigung um den Burggraben gebaut. Gesichert war der Ort durch Anger, Rahmer Bach und andere Gewässer sowie durch Gräben und einem Tor im Norden des Ortes.
Um 1423 wurde Angermund erstmals als Freiheit bezeichnet. Während des Dreißigjährigen Krieges war die Burg Garnison und wurde 1645 durch 300 Eichen-Palisaden befestigt. 1703 konnte sich der Ort aus der kirchlichen Abhängigkeit von Kalkum lösen. 1816 umfasste die Bürgermeisterei Angermund Haus Angermund, An den Kämpen, Bilkrath, Heltorf, Brockerhof, Rahm, Huckingen, Eichelskamp, Kesselsberg, Bockum, Rheinberg, Kickenbusch, Angerorth, Sandmühle, Mündelheim, Am Dammhaus, Ehingen, Serm, Rheinheim, Großenbaum und Lintorf.
Trotz Baumaßnahmen wie der Einrichtung des Klosters am Steinweg (1857), dem Bau eines neuen Schulhauses (1902) und der Tatsache, dass von ca. 1860 bis 1930 der Sitz der Bürgermeisterei am Steinweg lag, blieb Angermund ein kleines und idyllisches Landstädtchen.
Der Bau der Eisenbahn und die Einrichtung eines Haltepunktes (1896) waren Impulse für eine Siedlungserweiterung. Der Schwerpunkt der Neubautätigkeit lag zwischen der Bahntrasse und dem alten Ortskern. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr der Ort durch den Zuzug von Vertriebenen und Menschen aus den umliegenden Großstädten eine signifikante Steigerung seiner Bevölkerungszahl; zwischen 1946–2010 wuchs die Einwohnerzahl um 315 %. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung bildet Angermund seit 1975 den nördlichsten und flächenmäßig größten Stadtteil Düsseldorfs.
Zitierweise:
Münster, Keywan Klaus: “Angermund im Rheinischen Städteatlas. Neuerscheinung”, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 13.10.2016, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2016/10/angermund/