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Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824) – digital vermittelt

Das Wissen um den Kölner Sammler Ferdinand Franz Wallraf und seine Zeit in ganz unterschiedlichen digitalen Formaten zugänglich zu machen und anschaulich zu vermitteln, ist das Ziel von Wallraf digital am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität zu Köln (Prof. Gudrun Gersmann). Wir vom Team Wallraf (Elisabeth Schläwe, Kim Opgenoorth und Sebastian Schlinkheider) haben uns mit der Präsentation von Wallraf digital deshalb sehr gern in die Diskussionen der Bonner Herbsttagung 2018 eingereiht, auch wenn das Motto in unserem Fall weniger „Die Stadt und die Anderen“, sondern vielmehr „Die andere Stadt und ihr Sammler“ lautete.

Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824), der einflussreiche Kölner Gelehrte, Universitätsrektor, Stadtreformer und Sammler, ist seit Ende 2014 der zentrale Gegenstand sowohl für unterschiedliche Forschungsprojekte als auch für die Entwicklung von Wallraf digital als Modellkonzept für breitere digitale Wissensvermittlung aus der Forschung. Gute Gründe, sich wissenschaftlich mit Wallraf zu beschäftigen, gibt es genug: Als Zeitgenosse des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts hat Wallraf einschneidende Phasen der Stadtgeschichte und ganz unterschiedliche Regime erlebt: Herrschte im ausgehenden Ancien Régime noch der traditionsreiche Kölner Stadtrat, eroberten im Oktober 1794 die Truppen der Französischen Revolution das linksrheinische Territorium und auch die Kölner Herrschaft. Die fast zwanzigjährige Periode ihrer Regierung wurde 1814 beendet, als das Rheinland schließlich an Preußen fiel. Als Zeitzeuge dieser politisch, gesellschaftlich und kulturell wichtigen Umbruchszeiten bietet Wallraf einen idealen Ausgangspunkt für die stadtgeschichtliche Forschung. Vor allem hat Wallrafs Wirken in Köln Spuren hinterlassen: Seine umfangreiche, fast 80.000 Einzelstücke umfassende Sammlung wurde zum Ausgangspunkt für die sich im 19. Jahrhundert entwickelnde Museumslandschaft Kölns – mit nachhaltiger Wirkung bis heute!

Die Annäherung an Wallraf hat in einer interdisziplinären Lehrveranstaltung unter der Leitung von Prof. Dr. Gudrun Gersmann (Geschichte) und Prof. Dr. Stefan Grohé (Kunstgeschichte) schon im Wintersemester 2014/15 begonnen. Diese Veranstaltung hatte zum Ziel, das Wirken Wallrafs gemeinsam mit Studierenden zu untersuchen und die Ergebnisse als erste Bestandsaufnahme des Wissens um Wallraf und seine Zeit online zu veröffentlichen. Dass Seminarleistungen universitärer Veranstaltungen in dieser Form zur Veröffentlichung kommen, ist eher die Ausnahme. Mit der Publikation „Ferdinand Franz Wallraf – eine Spurensuche in Köln“ wurde daher auf diese Weise mit mehr als fünfzig wissenschaftlich geprüften Studierendenbeiträgen eine erste, im Netz frei zugängliche inhaltliche Grundlage geschaffen. In einer ergänzenden Videostrecke spüren wir gemeinsam mit unseren städtischen Kooperationspartnern der Frage nach, warum Wallraf für die jeweiligen Kölner Museen und Einrichtungen so wichtig war. Einen anschaulichen Überblick zu Wallrafs Biographie liefert außerdem das kurze Video “Crashkurs Wallraf”.

Im nächsten Schritt konnten wir dank der finanziellen Förderung durch den LVR das Vorhaben umsetzen, die digitale „Spurensuche“ mit der App „Wallrafs Köln“ und kurzen Blogbeiträgen zu erweitern und damit noch einmal medial andere bzw. breitere Zugänge zu Wallraf ermöglichen. Insbesondere für die App haben wir uns der Herausforderung gestellt, unsere wissenschaftlichen Inhalte in Umfang und Sprache in eine gut vermittelbare Form zu bringen. Für die technische Umsetzung hatten wir eine digitale Kommunikationsagentur mit im Boot, sodass die App innerhalb eines Jahres in den gängigen Appstores sowohl für IOS und Android zum freien Download verfügbar war.

Die Säulen des Projektes

2018 war für Wallraf digital ein ganz besonderes Jahr: Wir haben mit unserem Projekt die große Sonderausstellung zu 200 Jahren Wallrafs Erbe im Wallraf-Richartz-Museum initiieren können. Höhepunkt der Zusammenarbeit mit dem Museum war, dass wir mit Wallraf digital in einem eigenen Ausstellungsraum präsent sein und die Schau historisch-inhaltlich flankieren konnten. Unser Forschungsbeitrag zum Jubiläum bestand in einer neuen Online-Publikation, in der Sebastian Schlinkheider und Elisabeth Schläwe erstmals die Umstände der Schenkung an den Originalquellen untersucht und interpretiert haben. Der Titel ist Programm: „Letzter Wille mit großer Wirkung“. Was kaum jemand weiß: Wallraf schrieb in seinem Leben drei Testamente. In einem digitalen „Quellenkarussell“ kann man sich die zentralen Dokumente aus dieser Zeit in bester Qualität genauer ansehen und mithilfe von Transkriptionen auch die weniger zugänglichen ersten beiden Testamentsversionen von 1783 (lateinisch) und 1816 (besonders schwer zu lesen) erschließen.

Wer rund um Wallraf, aber auch zu den anderen Forschungsprojekten oder sonstigen Themen des Lehrstuhls auf dem Laufenden bleiben möchte, dem sei unser Lehrstuhl-Blog zeitenblicke ans Herz gelegt. In regelmäßigen wöchentlichen Beiträgen haben wir unter anderem Wallraf dort nochmals anders mit kurz gehaltenen Anekdoten und weiteren interessanten Details in den Blick genommen. Es lohnt sich daher, immer mal wieder hereinzuschauen!

 

Zitierweise:
Sebastian Schlinkheider: Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824) – digital vermittelt, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 10.12.18, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/12/wallraf-digital/