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Rheinsemantik: Vom Ende des Rheins und dem Anfang des Rheinlands

Abb. 1: Das Wappen der Rheinprovinz von 1926. Quelle: Wikimedia

„Mit Rheinland […] werden nicht genauer definierte Gebiete am deutschen Mittel- und Niederrhein bezeichnet.“[1] So oder ähnlich erklären die meisten modernen Lexika den Begriff „Rheinland“. Auffallend dabei ist, wie vage die geografische Lage des „Rheinlands“ umrissen bleibt. Sehr viel eindeutiger wird hingegen die Entstehung des Begriffs auf die politischen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts zurückgeführt: Er findet seinen Ursprung in der „ehemaligen preußischen Rheinprovinz“.[2] Die Forschungsliteratur kennt den Begriff als Neologismus für das von Frankreich annektierte linke Rheinufer ab dem Ende des 18. Jahrhunderts – auch wenn er nur selten verwendet wurde.[3] Aber gab es den Begriff schon davor? Der Begriff erscheint zu mondän, das Kompositum zu naheliegend und der Rhein zu lang, um keinen Vorläufer zu haben.

 

Der Blick ins 18. Jahrhundert

Ziehen wir zunächst das umfangreichste deutschsprachige Lexikon zu Rate, das „Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste“, das zwischen 1732 und 1754 in Leipzig von Johann Heinrich Zedler herausgegeben wurde. Dort findet sich der folgende Eintrag zum Begriff „Rheinland“: „Rheinland, oder Rhynland, Lat. Rhenolandia, wird ein grosser Strich von dem mittägigen Holland genennet, welcher um die Gegend von Woerden anfängt, zu beyden Seiten des Rheins sich ziemlich weit erstreckt, und bis an die Seeküste gehet, anbey schön, eben, sehr luftig, und über die massen fruchtbar ist. In derselben Gegend wird die beste holländische Butter gemacht. Die Städte Leyden, Woerden und Harlem werden dazu gerechnet, wie auch sehr viel schöne Dörffer, welche ihrer Lage und schöner Gebäude wegen manchem Städtgen nichts nachgeben. Die vornehmsten darunter sind: Rhinburg, Valckenburg, Caudekerck, Catwic, Rortwic, Sevenhuys, u.a. m.[4]
Laut Zedler war das Rheinland im 18. Jahrhundert also eine am Meer gelegene Gegend im südlichen Holland mit vielen schönen Dörfern und guter Butter. Diese Beschreibung war aus dem „Rheinischen Antiquarius“ von Johann Hermann Dielhelm aus dem Jahr 1739 kenntlich übernommen worden.[5] In dieser Gesamtdarstellung des Rheins wird das Wort „Rheinland“ nur an einer Stelle genannt, nämlich im Zuge einer Beschreibung der Stadt Leiden, die als „Hauptstadt im Rheinland“ tituliert wird.[6] Der Autor, der Frankfurter Hutmacher Johann Hermann Dielhelm, der ähnliche Darstellungen zu mehreren Flüsse veröffentlichte,[7] hielt es offenbar für notwendig, seiner Leserschaft zu erläutern, was mit „Rheinland“ gemeint war und merkte am Fuß derselben Seite an:
Das Rheinland ist ein Theil von Südholland, welcher sich ober- und unterhalb Leyden in die Weite zwischen des Rheins beyden Ufern hinstreckt, anbey schon, eben, sehr lustig, und über die Massen fruchtbar ist. In derselben Gegend wird die beste holländische Butter gemacht, sie ist voller schöner Dörfer, welche ihre Lage und schöner Gebäude wegen manchen Städtgen nichts nachgeben. Die vornehmsten darunter sind Rheinberg, Valkenburg, Caudekerk, Catwik, Nortwik, Sevenhuysen, u.a.m. Es kan sie ein neugieriger Reisender insgesamt an einem Tage ganz gemächlich besehen. 

Der Zedler-Artikel übernahm den Dielhelm’schen Text also fast wörtlich; lediglich der Anfang wurde von Zedlers Bearbeitern geändert und der letzte Satz wurde gestrichen. Das meistverkaufte deutschsprachige Lexikon des 18. Jahrhunderts zog jedoch keine weiteren Schriftquellen hinzu, die impressionistische Definition von „Rheinland“ reichte den Bearbeitern offenbar aus. Eine zusätzliche Information ist der lateinisierte Name Rhenolandia, auf den noch zurückzukommen sein wird. Die Umstände der Erwähnung im Antiquarius legen nahe, dass der Begriff „Rheinland“ – zumindest im Druckort Frankfurt am Main – wenig geläufig war. Da sich der Zedlersche Artikel maßgeblich auf diese Quelle stützte, spricht das nicht für eine größere Bekanntheit in Leipzig. Doch wie verhält es sich mit diesem Begriff in anderen Lexika? Die für ihre vergleichsweise nüchternen Artikel bekannte große „L’Encyclopédie“, die etwa zeitgleich wie der Zedler in Frankreich erarbeitet wurden, führt ebenfalls ein „Rheinland“ auf:
RHEINLAND, (Géog. mod.) en latin Rhenolandia. On nomme ainsi cette partie de la sud-Hollande qui se porte assez loin des deux côtés du Rhein, surtout du côté du nord, & dont Leyde est la ville capitale. On y trouve encore une autre ville considérable qui est Harlem. Ce pays s’étend en longueur du nord au sud, depuis le Kennemerland & l’Ye jusqu’au Delfeland & au Schieland; & sa largeur se prend depuis l’Océan germanique, ou la mer du nord qui le baigne à l’occident, jusqu’à l’Amsteland, & jusqu’aux terres de la seigneurie d’Utrecht, qui le bornent à l’orient. Wisher a donné la meilleure carte que l’on ait du Rheinland. (D. J.)“.[8 mit Übersetzung und Erläuterung] 
Hinter dem Kürzel „D.J.“ steht der berühmte Enzyklopädist Louis de Jaucourt, der an der Universität Leiden studierte und promoviert wurde. Der Privatgelehrte lebte insgesamt etwa zehn Jahre in Amsterdam und Leiden, daher ist davon auszugehen, dass er mit den  niederländischen Verhältnissen dieser Region bestens vertraut war.[9] Bis auf den Anfang, der dem des Antiquarius ähnelt, finden sich in seinem Artikel fast ausschließlich geografische Informationen. Zwar wird Leiden erneut als „la ville capitale“ des Rheinlands erwähnt, doch weder auf die Sehenswürdigkeiten der Gegend noch auf deren gepriesene Milchprodukte nahm er Bezug. Im Gegensatz zu den deutschsprachigen Quellen weist seine Schilderung allerdings eine klar definierte topografische Ausdehnung des „Rheinlands“ mit einer eindeutigen Grenzziehung und naturräumlichen Elementen auf. Dadurch klingt die Definition des Rheinlands von Lois de Jaucourts eher wie die Beschreibung einer Karte.

 

In die Karten geschaut

Abb. 2: Ausschnitt aus dem „Atlas Major“. Joan Blaeu: Geographia, que est Cosmographiae Blavianae pars prima, qua orbis terrae tabulis ante oculos pontitur et descriptionibus illustratur. Amsterdam 1665 (ND Köln 2010). Vol. IV Europa, Belgica Foederata, S. 178f.

Das Standardkartenwerk im 17. und 18. Jahrhundert war der von Willem Janszoon Blaeau in Amsterdam herausgegebene „Atlas Maior“.[10] Diese Darstellung bestätigt die oben genannten Beschreibungen des „Rheinlands“ (siehe Abbildung 2). Wie in der „L’Encyclopédie“ beschrieben, befindet sich das grün markierte „Rhynlandt“ als Teil Südhollands, umrahmt im Uhrzeigersinn von Kennemerland, Utrecht, Schieland, Delfland und der Nordsee. Neben einigen Städten sind Haarlem und Leiden aufgrund ihrer Größe hervorgehoben. Das südliche Gebiet wird von “De Rhyn” und seinen Zuflüssen durchzogen, der in den Dünen an der Nordsee endet.

Am Ende seines Artikel wies Louis de Jaucourt auf eine Karte hin, die „Rheinland“ heißen und von einer Person namens „Wisher“ angefertigt worden sein soll. Gemeint ist damit wahrscheinlich eine Karte von Nicolaes Visscher von 1680, die auf Vorgängerdrucken seines Vaters aufbaut:

Abb. 3: Rhenolandia, Amstelandia Et Circumjacentia aliquot Territoria, cum Aggeribus omnibus, Terminisq. suis, Accurate et distincte edita per Nicolaum Visscher. Cum Privilegio Ordinum Hollandiae et Westfrisiae. Nunc apud Petrum Schenk Iunior. Quelle: Website der Universität Amsterdam (dort können Sie die Karte in hoher Auflösung ansehen)

Auf den ersten Blick fällt der große Detailreichtum der gewesteten Karte ins Auge: Oben die Nordsee mit der geschwungenen Küste und den Dünen, darunter die zahlreichen Deiche, Gräben, Kanäle und die Namen der Polder, die die Flüsse und Städte geradezu verschwinden lassen. Dazu kommen die zahlreichen kleinen und großen Wasserflächen. Es ist die vermutlich detaillierteste Einzeldarstellung “Rhenolandias”, daher war ihre Erwähnung de Jaucourt so wichtig. Abgesehen davon war er sehr wahrscheinlich mit den Kartenmacherkreisen in Amsterdam persönlich bekannt, die diese Karte sowohl in den Ausgaben des „Atlas maior“ als auch in den Versionen des „Altas Neerlandici“, dem damals wichtigsten Kartenwerk zur niederländischen Topografie, veröffentlichten.[11] Der lateinische Name „Rhenolandia“ ist auch im Zedlerschen Lekikon zu finden und da zusätzlich die Schreibweise „Rynland(t)“ aufgenommen wurde, lagen den Bearbeitern in Leipzig neben der zitierten Schriftquelle von Johann Hermann Dielhelm möglicherweise diese beide Karten vor.

 

Vom Rheinland…

Die Lexika und Karten des 17. und 18. Jahrhunderts weisen damit kongruent das „Rheinland“ als Teil Südhollands aus. Das Gebiet erhielt diesen Namen, weil er am „Oude Rijn“ lag. Dieser „alte Rhein“ ist der Name des Flußlaufs und der Rest des nördlichsten Rheinstroms, der bei Katwijk in die Nordsee mündete. Diesem seit der Antike versandenden Zugang zum Meer wurde der Rhein spätestens im 12. Jahrhundert vollständig beraubt[12] und er verlagerte sich südlich, das Ästuar bildend, das wir heute kennen – begleitet von zahlreichen anthropogenen Eingriffen. Noch 1665 wurde im Atlas Major bei Katwijk vermerkt: „Hic olim Rheni ostium“ – „Hier [war] ehemals die Mündung des Rheins“.[13] Dabei war es nie die einzige Mündung und schon in der Römerzeit führte dieser Rheinarm die geringste Wassermenge. Die erste Bezeichnung dieses Gebiets als Rheinland stammt aus dem Mittelalter: Der „Gau Rheinland“  wurde vermutlich im 13. Jahrhundert gebildet[14] und bestand bis zur Neugliederung der Provinzen in der Batavischen Republik 1798. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Gau in die Departements van Tessel und van de Delf am „alten Rhein“ entlang geteilt und der namensgebende Fluss wurde für das südöstlich und östlich davon eingerichtete Département van de Rijn verwendet. Überspitzt formuliert, folgte damit die Bezeichnung der Verlagerung beziehungsweise der Schiffbarkeit des Rheins. Von den nachfolgenden Staatsformen der heutigen Niederlande wurde der Gau nicht mehr erneuert, blieb aber als Name für ein zunehmend ungenau verstandenes Gebiet bestehen. Bis heute lebt die Bezeichnung „Rijnland“ in Touristik und Sportvereinen sowie der Verwaltung der Wasserwirtschaft und Deichverteidigung fort.[15] Der Begriff „Rijnland“ für das Gebiet der ehemaligen Rheinprovinz entwickelte sich im niederländischen Sprachgebrauch analog zum deutschen, so dass die Niederländer heute zwei „Rijnlande“ kennen.[16]

 

zum Rheinland

Aus dem deutschsprachigen Bewusstsein hingegen ist das „niederländische Rheinland“ so gut wie verschwunden. Wie stark die Präsenz des Namens des holländischen Gaus vor dem 19. Jahrhundert war, lässt sich nur vermuten, die beschriebenen Umstände lassen sie eher schwach ausgeprägt erscheinen. Die grundlegenden politischen Veränderungen der Franzosen- und Preußenzeit überlagerten die Erinnerung an „Rhenolandia“:[17] Durch die kommunale Neugliederung im Zuge der französischen Anexion der linksrheinischen Territorien wurden 1798 die deutschsprachigen Gebiete wie in den Niederlanden neu geordnet und die bisher herrschaftsbezogenen Gebietsbezeichnungen durch naturräumliche Benennungen ersetzt. In den deutschsprachigen Départements kam der Rhein als Namensgeber lediglich im Département de Rhin-et-Moselle vor. Als die mittel- und niederrheinischen Gebiete 1815 Preußen zugesprochen und zunächst in die Provinz Großherzogtum Niederrhein, dann 1822 in die Rheinprovinz umgewandelt wurden, stieg der Rhein zum namensgebenden Merkmal auf, der, wie oben erwähnt, bereits vorher in den von der Republik Frankreich anektierten linksrheinischen Gebieten angewendet wurde. Die Begriffe „Rheinland“ und „Rheinprovinz“ wurden synonym genutzt und die Identität „Rheinländer“ zu sein erstarkte in Abgrenzung zur preußischen Verwaltung. Es etablierte sich ein Selbstverständnis, das heute eher eine kulturelle Zugehörigkeit belegt, als eine geografische. Denn den meisten Menschen – auch den Rheinländerinnen und Rheinländern – sind die geografischen Dimensionen des Rheinlands häufig nicht geläufig.

Das haben Rijnland (Rhenolandia) und Rheinland (Rhenania) gemein: ein vages Gebietsverständnis, das lange nach der Existenz der ursprünglich namensgebenden Verwaltungsstruktur hinaus besteht. Wenn also heute festgestellt wird, dass das Rheinland erst im 19. Jahrhundert  „Rheinland“ genannt wurde, ist das richtig, doch unterschlägt man mit dieser Aussage die Geschichte dieses Begriffs, die bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht. Das niederländische „Rijnland“ ist übrigens auch heute noch so sehenswert, wie es Johann Hermann Dielhelm im 18. Jahrhundert beschrieben hat. Auch der Kölner Chronist Hermann Weinsberg besuchte 1569 auf eine seiner Reisen dort einige Städte – über die Qualität der Butter schrieb er allerdings nichts.[18]

 

Gewidmet Professor Dr. Michael Rohrschneider zum Jahrestag seiner Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte.

 


[1] In diesem Fall Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinland (abgerufen am 26.09.2018). Dort wird sich unter anderem bezogen auf: Meyers großes Taschenlexikon, Band 18. Mannheim 1992, ähnlich lautende Formulierungen finden sich unter anderem in: Das neue Taschenlexikon in 20 Bänden, Band 18, Gütersloh 1992, S. 146.

[2] Brockhaus Enzyklopädie, 17. Aufl., Band 15. Wiesbaden 1972. In den älteren Lexika werden die Begriffe Rheinland und Rheinprovinz äquivalent verwendet; um nur ein paar Beispiele zu nennen: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für gebildete Stände (Conversationslexikon), Band 9, 1836, S. 267f.; Der Große Brockhaus. Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Band 15, Leipzig 1933, S. 683-688.

[3] Vgl. dazu den grundlegenden Aufsatz von Jansen, Wilhelm: Rheinland – Begriff und Sache. Eine Skizze, in: Duchhardt, Heinz / Reininghaus, Wilfried (Hgg.): Stadt und Region. Internationale Forschungen und Perspektiven. Kolloquium für Peter Johanek (Städteforschung A 65). Köln/Weimar/ Wien 2005, S. 31-42, hier vor allem S. 33-35.

[4] Zedler, Johann Heinrich (Hg): Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Band 31, Leipzig 1742, Sp. 1124, S. 575. Zum Artikel “Rheinland” (abgerufen am 26.09.2018). Die heutige Schreibweisen der Orte sind: Leiden, Woerden, Haarlem, Koudekerk aan den Rijn, Katwijk, Nordwijk, Valkenburg und Zevenhuizen.

[5] Dieser „Rheinische Antiquarius“ war Vorbild für das gleichnamige mehrbändige Werk von Johann Christian von Stramberg aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vgl. Schmuck, Tobias S., Johann Christian von Stramberg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-christian-von-stramberg/DE-2086/lido/57c957a68ef464.23877227 (abgerufen am 26.09.2018). Auf der Wikipedia-Seite zu Stramberg sind die Ausgaben des Antiquarius mit ihren Online-Zugängen aufgeführt  (abgerufen am 26.9.2018).

[6] Es gibt nur diese eine Nennung des Wortes „Rheinland“ im „Antiqarius“. Für diesen Beitrag wurde auf die zweite Auflage des Werks zurückgegriffen: Hermann, Dielhelm Johann: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, Welcher die Wichtigsten und angenehmsten geograph- histor- und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms Von seinem Ursprunge an, samt allen seinen Zuflüssen, bis er sich endlich nach und nach wieder verlieret, darstellet. Alles zum Nutzen der Reisenden und anderer Liebhaber sehenswürdiger Sachen, so man an jedem an demselben gelenen Ort als etwas rares zu bemerken und was sich bis in das Jahr 1743 damit zugetragen hat, gesammlet, und Nebst einer kurzen Beschreibung der vornehmsten Städte in Holland, Mit einigen Anmerkungen, wie auch genauen Landkarten, dazu gehörigen Kupfern und Registern versehen, Itzo zum zweytenmal aufs neue durchgehends verbessert und vermehret herausgeben von einem Nachforscher In Historischen Dingen [= I.H.D. = Iohann Hermann Dielhelm]. Frankfurt am Main 1744, S. 862.

[7] Unter anderem zu Neckar, Main, Mosel, Lahn und Donau. Siehe den Eintrag in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank (abgerufen am 26.09.2018).

[8] Diderot, Denis / le Rond d’Alembert, Jean Baptiste (Hgg): Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers 1751, Tome 14, S. 248.
Übersetzung: “Rheinland, auf Latein Rhenolandia. So nennt man den Teil Süd-Hollands, der sich recht weit an beiden Seiten des Rheins, vor allem aber an seiner Nordseite, erstreckt und deren Hauptstadt Leiden ist. Dort findet sich auch eine weitere beachtenswerte Stadt, nämlich Haarlem. Die Region erstreckt sich längs von Norden nach Süden, von Kennemerland und IJ bis zum Delfland und Schieland; in seiner Breite reicht sie bis zum Deutschen Meer oder Nordmeer an der Westseite und bis Amstelland und bis zur Herrschaft von Utrecht an der Ostseite. Wisher hat die beste Karte gezeichnet, die es vom Rheinland gibt.”
Das “IJ” [ gesprochen [ɛi̯] ist ein stark anthropogen verformter Wasserlauf oberhalb von Haarlem. Auf den damaligen niederländischen Karten wurde es als “Het Ye” bezeichnet, woraus sich die französische Bezeichnung “l’Ye”ableitet.

[9] Raupp, Werner: Jaucourt, Louis, Chevalier de. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 36, Nordhausen 2015, Sp. 650–667, hier 651f. (BBK 36).

[10] Blaeu, Joan (Hg): Geographia, que est Cosmographiae Blavianae pars prima, qua orbis terrae tabulis ante oculos pontitur et descriptionibus illustratur. Amsterdam 1665 (ND Köln 2010). Volumen IV Europa, Belgica Foederata, S. 178f. und Hollandia Comitatus, S. 182-183. 

[11] Louis de Jaucourt arbeitete an dem ab 1734 erschienenen vierbändigen „Albertus Seba: Locupletissimi rerum naturalium thesauri accurata descriptio, et iconibus artificiosissimis expressio, per universam physices historiam […]“ mit, der in Amsterdam vom Verlag Jansson-Waesberg herausgegeben wurde. (BBK 36, Sp. 659). Die Familie Jansson(-Waesberg) veröffentlichte zusammen mit der mit ihnen verwandten Familie Hondius auch den „Atlas Maior“ und den „Atlas Neerlandici“. Van der Krogt, Peter C. J. (Bearb.): Koeman’s atlantes Neerlandici, Volume I. The folio atlases published by Gerard Mercator, Jodocus Hondius, Henricus Hondius, Johannes Janssonius and their successors. ‘t Goy-Houten 1997, S. 35-38; für die verschiedenen Versionen der Rhinolandia-Karte siehe S. 630.

[12] Spätestens ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verschloss sich der Zugang zum Meer endgültig. Gottschalk, M. K. Elisabeth: Stormvloeden en rivieroverstromingen in Nederland. Band I. Assen 1971, S. 72-94; Buisman, Jan: Duizend jaar weer, wind en water in de Lage Landen, Band 1 (763- 1300), Franeker 1995, S. 348-353.

[13] Blaeu, Joan (Hg): Geographia, que est Cosmographiae Blavianae pars prima, qua orbis terrae tabulis ante oculos pontitur et descriptionibus illustratur. Amsterdam 1665 (ND Köln 2010). Volumen IV/I, Novus XVII Inferioris Germaniae Provinciarum Typus, Die 17 Provinzen, S. 164f.

[14] Vermutlich wurde Südholland (das seit 1266 belegt ist) im 13. Jahrhundert in die Bereiche „Rijnland, Kennemerland, Delfland“ und „Schieland“ eingeteilt. Algemene Geschiedenis der Niederlanden 3. Middeleeuwen. Staatsinstellingen en recht circa 1100 – 1400, kerkelijk en godsdienstig leven circa 1070 – 1384, kunsten, typologisch oversicht van het bronnenmateriaal. Haarlem 1982, S. 32.

[15] Nämlich in den zwei niederländischen Waterschappen “Hoogheemraadschap van Rijnland” (https://www.rijnland.net) und der “Hoogheemraadschap De Stichtse Rijnlanden” (https://www.hdsr.nl).

[16] Zum Artikel “Rijnland” des Nederlands Woordenboek (abgerufen am 26.09.2018).

[17] Das zeigen auch die deutschsprachigen Lexika des 19., 20. und 21. Jahrhunderts, die das „niederländische Rheinland“ in der Regel nicht mehr kennen.

[18] Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert, Band II, bearb. von Konstantin Höhlbaum, Leipzig 1887 (ND Düsseldorf 2000), S. 192-194.

 

Zitierweise:
Hermel, Jochen: „Rheinsemantik: Vom Ende des Rheins und dem Anfang des Rheinlands. Der Begriff „Rheinland“ bis zum 18. Jahrhundert, in: Histrhen. Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen, 01.10.2018, http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/10/rheinsemantik